Toten-Hosen-Doku: Campino über den Rauswurf des Kamerateams aus der Umkleide
Mit „Weil Du nur einmal lebst“ läuft eine Dokumentation über die jüngste Tour der Toten Hosen an. Über die härteste Szene hat Campino mit uns im Interview gesprochen.
Seit Donnerstag (28. März) läuft mit „Weil Du nur einmal lebst“ ein Dokumentarfilm über Die Toten Hosen im Kino, der das Tournee-Jahr 2018 dokumentiert, mit allen Aufs und Abs: „Laune der Natour“, Campinos Hörsturz, „Wir sind mehr“ in Chemnitz, Konzertreise durch Argentinien. Regie führte die Band-Kennerin und Filmemacherin Cordula Kablitz-Post.
In dem 106-minütigen Film nahm vor allem eine ganz bestimmte Szene am meisten mit: Ein wütender Campino wirft backstage, vor der Konzertzugabe, das Kamerateam aus dem Umkleideraum: „Raus!“ (und wirft außerdem mit einem Handtuch). Es war kurz nach seinem Hörsturz im Sommer: Der 56-Jährige befand sich inzwischen auf dem Wege der Genesung, doch er hatte auf der Bühne plötzlich Probleme mit seinem In-Ear-System – das eine Belastung für sein Ohr zu werden drohte.
AmazonIm Gespräch mit ROLLING STONE sprechen Campino und Regisseurin Kablitz-Post über den brenzligen Moment – der Sänger sagt, er könne den Grund für seinen Wutausbruch nicht exakt bestimmen, aber er stellt eine Vermutung an.
Campino: „Vielleicht ein Schutzreflex, um unseren Tontechniker zu schützen“
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Kablitz-Post: Es ging um Probleme mit seinem In-Ear-System. Er kritisierte den Tontechniker, der die Lautstärke falsch eingestellt hatte. Campino war deswegen gereizt. Unser Kameramann kam zu spät in den Raum, das war der Fehler. Hätte er Campino von Anfang an begleitet, das Ganze wäre womöglich kein Problem gewesen – nun kam unser Mann ihm vielleicht wie ein Störenfried vor, der in eine intime Situation hereinplatzt. Deshalb hat Campino mit dem Handtuch geschmissen. An Konzertabenden ist bei allen der Adrenalinspiegel hoch.
Wie löste sich der Streit auf?
Kablitz-Post: Ich hatte den Rauswurf gar nicht mitbekommen. Ich stieß hinzu, fragte, warum mein Drehteam jetzt nur noch auf dem Flur stünde. „Die Security lässt uns nicht mehr in den Raum!“, sagten sie. Aber wir hatten mit der Band vereinbart, dass wir überall dabei sein dürften. Ich steckte erst den Kopf vorsichtig durch die Tür, um mich zu vergewissern, dass keine weiteren Gegenstände auf uns geworfen werden, dann gingen wir wieder rein.
Campino, wie beurteilen Sie die Situation im Rückblick?
Campino: Die Vereinbarung, das Filmteam dürfe alles drehen, war für uns verbindlich. Es war klar, dass es zu Szenen wie in der Garderobe kommen kann. Dann werden solche Dokumentationen ja auch erst richtig interessant. Aber wenn es zu einem Ausbruch kommt, sind solche Zusagen natürlich erst einmal egal.
„Wir entschuldigen uns hinterher“
Warum der Rausschmiss?
Campino: Ich bin mir nicht mehr sicher, aus welchen Gründen ich den Kameramann rausgeworfen hatte. Vielleicht, weil ich jemanden aus unserer Crew kritisiert hatte – es ging da ja nicht um Streit unter den Toten Hosen, sondern um einen Tontechniker. Es war vielleicht ein Schutzreflex. Ich kann nicht ausschließen, dass ich in jenem Moment dachte: Ich möchte nicht, dass das aufgezeichnet wird, das ist dem Mann gegenüber nicht in Ordnung, der kann möglicherweise sein Gesicht nicht mehr wahren und wird vor einem Riesenpublikum als Vollidiot dargestellt. Auf Tour ist man halt hin und wieder gereizt und so haben wir die Kameraleute auch schon mal umgerannt, wenn sie im Weg standen. Wenn das passierte, entschuldigten wir uns hinterher. “