Don Felder

American Rock’n’Roll

Abgestandenes und wohlfeiles Solowerk des Ex-Eagles-Gitarristen

Wer kann, der kann halt. Don Felder etwa gleich zwei Top-Drummer (Mick Fleetwood, Chad Smith) für ein Titelstück anheuern, um den ganz weiten Bogen zu schlagen von den guten alten Sechzigern in die vielleicht nicht mehr ganz so guten Neunziger. Slash hält dann auch mit rein (nicht am Schlagzeug), denn Guns N’ Roses dürfen nicht fehlen im großen US-Rock’n’Roll-Panorama, das in seiner wohlfeilen Selbstreferenzialität gut zum Cover passt mit Stars and Stripes und Doppelhals-Gitarre.

Amazon

Felder mag übel mitgespielt worden sein von Don Henley und Glenn Frey, finanziell wie persönlich. Aber daraus abzuleiten, seine musikalischen Meriten wären unter den Scheffel gestellt worden, erscheint abwegig. Gewiss, er hat „Hotel California“ mitgeschrieben und ein paar Soli für die Band gespielt, die wohl nur er so spielen konnte. Aber Don Felder hat sicher mehr von den Eagles profitiert als sie von ihm. Sonst besteht sein wichtigster Beitrag zur Rock’n’Roll-Geschichte wohl doch darin, einen gewissen Tom Petty inspiriert zu haben, mehr eigene Songs zu schreiben. Weil, so Felders Botschaft für den Jüngeren aus der Nachbarschaft, damals in Gainesville/Florida: Ohne eigene Songs kein Plattendeal.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Sein drittes Soloalbum (in 36 Jahren) liefert kaum Argumente für ­eine andere Betrachtung. Oder anders: Auch auf „American Rock’n’Roll“ spielt Felder wieder einige dieser ­Soli. Nur der Kontext stimmt nicht. Mit 71 ­Jahren Songs wie „Hearts On Fire“ immer noch mit „She’s a dirty girl and she looks so fine“ anfangen zu lassen ist denn doch ein bisschen bestürzend. „Rock You“: Ein abgestandenes Heavy-Duett mit Sammy Hagar und Joe Satriani als Flinkfinger-­Gast. Zum Ende hin wird’s etwas erträglicher, wenn Felder, wie zuvor schon in „Falling In Love“, mit „Sun“ und „You’re My World“ (ja, es hätte einen Titelberater gebraucht) in Westcoast macht. Joe Walsh – der Vergleich liegt nahe – hat zuletzt auch nicht mehr die Klasse früherer Soloplatten erreicht. Aber verglichen hiermit ist selbst sein „Analog Man“ eine kleine Schatztruhe. (BMG Rights)