Kritik: „The Walking Dead“, Staffel 9, Folge 11: Alphas Trottel-Strategie

Die vermeintlich härteste Gegnerin erweist sich als unfassbar schlechte Strategin. Vielleicht aber ist Alpha auch nur Opfer eines unfassbar schlechten Drehbuchs.

Lautloser Sex scheint auch dann möglich zu sein, wenn man in der Wildnis umgeben von tausenden Zombies lebt, die sich ausgerechnet von Geräuschen angezogen fühlen. Sonst hätten die „Whisperers“ wohl kaum Nachwuchs zeugen können. Die schreienden Babys schleppen sie anscheinend während ihrer Streifzüge ständig mit sich rum – keine Frage, dass Untote dann stets bei Fuß stehen müssten.

Mehr zum Thema
Kritik: „The Walking Dead“, Staffel 9, Folge 9: Michonnes langer Abschied

Diese „Whisperers“ um Gruppenführerin Alpha machen richtig Spaß, weil sie derart kopflos agieren, dass sie eigentlich keine zehn Tage im offenen Camp überleben dürften. Heulen von Null auf Hundert los, sobald sie gefangen genommen werden, was für schlechte Team-Moral spricht. Oder versuchen vor anderen Menschen zu flüchten, indem sie wie Zombies im Schneckengang schlurfen. Das alles spricht nicht dafür, dass diese Truppe die Evolution anführen wird.

Alpha: Baby, Baby

Die aktuelle „Walking Dead“-Episode bleibt dem alten Muster treu: Sämtliche Regeln der Vernunft bzw. Strategie werden über Bord geworfen, falls es spontanen Spannungs-Momenten dienlich ist. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass eine Frau aus Alphas Truppe einen Säugling bis vor die Tore von Daryl und Co schleppt, nur weil dort verhandelt wird. Das Baby ist hier weder diplomatisches Druckmittel – hingerichtet werden sollen andere –, noch funktioniert es um Mitleid zu erregen.

Mehr zum Thema
Ranking: Die besten „The Walking Dead“-Charaktere

Nein, das kleine Ding ist lediglich Mittel zum Zweck, um eine Action-Szene in Gang zu setzen. Connie versteckt sich vor den „Whisperers“ im Kornfeld und muss – aus Spannungsgründen – einen Grund finden um a) rauszukommen und sich den Pseudo-Untoten zu zeigen und b) mit dem Baby dann ins Kornfeld zurück zu flüchten um dort mit Jumpscare-artig auftauchenden Zombies zu kämpfen.

Null Plan

Die Szene an sich war für den weiteren Verlauf des Plots unnötig, wie so viele Action-Szenen in dieser Serie. Mission erfüllt, jetzt hat man ein neues Baby im Camp– okay. Und nun? Für den Austausch Lydias war der Säugling irrelevant. Die Angelegenheit zeigte nur, wie alltagsunfähig Alpha ist. Im Anschluss vor versammelter gegnerischer Mannschaft (Daryl usw.) die eigene Tochter zu ohrfeigen, ist außerdem extrem unsouverän. Jetzt weiß jeder der anderen, dass ihr eigenes Fleisch und Blut ihr ärgster Feind ist. Lydia wurde entführt, sie kann nichts dafür. Alpha kann nicht wissen, dass der Teenager keine Lust hatte nach Hause zu kommen. So dumm wie hier Alpha waren weder Negan noch der Governor aufgetreten.

Langsam wird aber auch klar, dass die „Whisperers“ Teil eines sehr, sehr großen Plot Hole sind. Noch in den voran gegangenen Staffeln mussten Menschen sich mit Blut und Gedärmen beschmieren, um unter Zombies nicht aufzufallen. Gestank war die Rettung. Die „Whisperers“ aber müssen anscheinend nicht viel mehr machen als Lederstrumpf-Masken aufzusetzen, damit die Zombies sie in ihren Reihen akzeptieren. Die Entlarvung läuft doch über Geruch, oder? Diese Möchtegern-Untoten riechen sicher nach Muff, aber nicht nach Blut. Da müssten eigentlich alle Sirenen schellen.

Und es bleibt dabei: Die Subplots ergeben keinen Sinn. In der letzten Folge gab’s einen Pfadfinder-Rundgang, jetzt schießen Carol, Ezekiel und Team während eines Ausflugs Zombies zu Musik aus dem Ghetto-Blaster ab.

Warum?

AMC
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates