Studie: Hälfte der neuen Gitarrenspieler sind Frauen
Überraschung: Die Gitarrenmusik ist weder tot noch ausschließlich Männerinteresse, hat Marktführer Fender rausgefunden. Diese Erkenntnis kommt Jahrzehnte zu spät
Wenn es um das Bild junger Gitarrenspieler geht, werden sich die meisten immer noch einen Teenager-Jungen vorstellen, der sich in seinem verschlossenen Zimmer etwa an „Seven Nation Army“ versucht.
Diese Vorstellung ist jedoch offenbar verzerrt: Die Hälfte aller Gitarren-Neulinge sind Frauen. Das geht aus einer vom Markenführer Fender beauftragten repräsentativen Studie hervor, die sowohl in Großbritannien als auch in den USA Käuferinnen und Käufer befragt hat. Zwar zählt die Untersuchung nicht im Detail das Alter der Befragten auf, doch sind es speziell junge Frauen, die 50 Prozent aller Erstkäufer abbilden.
„Die Tatsache, dass 50 Prozent aller neuen Gitarrenkäufer in Großbritannien Frauen sind, hat das UK-Team sehr überrascht. Aber das ist identisch mit dem, was in Amerika passiert“, schlussfolgerte Fender-Chef Andy Mooney gegenüber dem amerikanischen ROLLING STONE.Zunächst hätte man gedacht, dass die hohe weibliche Käuferzahl an einem sogenannten „Taylor-Swift-Faktor“ läge, so der Geschäftsführer. „Doch eigentlich ist das falsch. Taylor hat sich weiterentwickelt und spielt weniger Gitarre auf der Bühne als früher. Aber junge Frauen erzielen immer noch 50 Prozent der neuen Gitarrenkäufe“. Das Phänomen sei also langfristig und würde weltweit passieren.
Eine recht bizarre Erkenntnis, haben Frauen wie etwa Sister Rosetta Tharpe oder Joan Jett schon früh eine prägende Rolle in der popkulturellen Entwicklung gespielt. Die Musikerinnen wurden von Fender und Co. einfach nicht ernstgenommen.
Weibliche Gitarrenspieler sind keine Neuheit
Obwohl Gitarrenmusik nicht mehr die Charts dominiert und einige Kritiker immer wieder den Tod der Gitarre heraufbeschwören, wächst der Markt für die Instrumente seit einigen Jahren wieder. Gleichzeitig erlangte in den letzten Jahren eine Generation an jungen Gitarrenmusikerinnen viel Aufmerksamkeit – von Julien Baker über Tash Sultana bis hin zu St. Vincent. Künstlerinnen stehen immer mehr im Vordergrund.
Auch Fender hat seit 2016 Schritte unternommen, um die weibliche Zielgruppe deutlicher anzusprechen, die von der Marke zuvor überwiegend ignoriert wurde. So hat etwa die Indie-Band Warpaint mit Fender eine Kampagne durchgeführt. St. Vincent hat für Music Man ein Modell entworfen, das sowohl für Frauen als auch für Männer leichter zu bedienen ist.Die Aussagen von Andy Mooney zeigen jedoch, dass der Weg dahin, bis Frauen in der Popmusik genauso ernstgenommen werden wie ihre männlichen Kollegen, noch ziemlich lang ist.