Eine kurze Geschichte der Fender Jaguar: Die E-Gitarre von Kurt Cobain und Carl Wilson
Wie die Fender Jaguar von der Surf-Musik in den Grunge und Punk gelangte, wer sie spielte und wie sie von einer Nischengitarre zum Kultinstrument wurde.
John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers, Thurston Moore bei Sonic Youth und Blixa Bargeld bei Nick Cave and the Bad Seeds. Drei Größen der Musikgeschichte, die alle eines gemeinsam haben: Sie spielen eine Fender Jaguar. Was genau es mit dem Erfolg der E-Gitarre aus dem Hause Fender, die in den 60er-Jahren eingeführt wurde, auf sich hat, erfahren Sie hier.
Vom Surfbrett gerissen
Geburtsstunde der Fender Jaguar war 1962. Als großer Hoffnungsträger des Musikinstrumente-Konzerns kam die kurzhalsige E-Gitarre an der amerikanischen Westküste zur Welt, inmitten einer surfbegeisterten Kultur. Viele Bands fanden Gefallen an der Solid-Body-Gitarre aus Erlen- und Eschenholz mit dem Ahorn-Hals. Unter ihnen Carl Wilson. Der Leadgitarrist der Beach Boys kramte damals 379 Dollar heraus und hielt daraufhin seine Jaguar in der Hand. Zumindest für die ersten Aufnahmen der legendären Gruppe.
Nach einem kurzen Aufschwung schienen die meisten Surf-Bands nämlich versorgt und die Verkaufszahlen der Fender Jaguar gingen hinab in den Kohlenkeller. Durchsetzen konnte sich die Gitarre, die nach dem Vorbild ihres Vorgängers Jazzmaster entwickelt wurde, nie so wirklich.
Die Klänge wurden härter und politischer. Jimi Hendrix und all die anderen sahen in einer Fender Jaguar nicht das Modell, mit dem sie gegen Missstände in der Gesellschaft vorgehen konnten. Stattdessen wurden die Modelle Stratocaster und Telecaster zu den E-Gitarren der Hippie-Ära. Denn nur einige Jahre nachdem die Jaguar auf dem Markt erschienen ist, verschwand sie bereits in irgendeiner Nische. 1975 wurde sie schließlich ganz aus Fenders Programm genommen.
AmazonVom Außenseiter-Modell zur E-Gitarre der 90er
Zeitsprung. Es brauchte einen blonden Außenseiter, der den Seattle-Grunge auf den Plan rief. Ein Musiker, der so wenig Geld hatte, dass er sich eine damals für sehr wenig Geld kursierende Fender Jaguar kaufte. Damals war sie eine E-Gitarre für Außenseiter. Wie gemacht also für Kurt Cobain. Grunger, Punker, Musiker, die nichts auf teure Instrumente gaben, entdeckten das verstoßene Modell aus den 60ern neu und eröffneten eine ganz andere Ära. Schrammelnde Jugendliche machten sich die kurze Mensur der Jaguar zugute und waren so dazu in der Lage, schnelle Riffs zu spielen, komplizierte Griffe zu greifen und zumindest etwas leichter Gitarre zu lernen. Außerdem klingt die Gitarre durch den kürzeren Hals etwas dicker als seine direkten Verwandten, dem typischen Singlecoil-Brummen der Jazzmaster wurde mit weiterentwickelten Tonabnehmern entgegengewirkt und die Tonabnehmer konnten Out-of-Phase geschaltet werden, was einen scharfen, hellen Sound ermöglicht.
Fender reagierte auf den enormen Zuwachs an Beliebtheit mit der „1962 Reissue Jaguar“, die 1999 in den Markt eingeführt wurde. Außerdem gibt es mittlerweile einige Signatures. Darunter die Johnny Marr Signature Jaguar. Und die Kurt Cobain Jaguar, die, was dem Nirvana-Sänger sicher gefallen hätte, ein ausgefallener Hybrid aus einer Fender Mustang und Jaguar ist.
Hier können Sie John Frusciante mit seiner Fender Jaguar sehen:
John Frusciante erhob die Jaguar mit dem Intro von „Under the Bridge“ auf den Rock-Olymp, Kurt Cobains Schmerz galt für eine ganze Generation – und wahrscheinlich immer noch.
Die Geschichte im Zeitraffer: Dieses Kult-Instrument definierte bereits vor einigen Jahrzehnten den Sound der Surfer-Generation in Kalifornien, verschwand dann von der Oberfläche und erlebte ihr Erwachen im Grunge, Punk und an der Hand von Kurt Cobain.
Amazon