Ray Davies

Our Country: Americana, Act II

Sony

Wild eklektische Fortsetzung der späten Landeskunde des Kinks Ray Davies.

Die Songs, die ihn mit den Kinks berühmt machten, handeln vom britischen Kleinbürgertum, vom sozialen Aufstieg, von Genügsamkeit, Familie und Heimat. Als Ray Davies dann berühmt war, scheiterte sein ambitiöses Konzeptalbum „The Village Green Preservation Society“ (1968) – woraufhin er weitere Konzeptalben schrieb, die seine Wahlverwandtschaft ausstellten: Auf „Muswell Hillbillies“ (1971) denkt Davies seine Londoner Vorstadtherkunft mit der Prägung durch amerikanische Musik zusammen, „Everybody’s In Show-Biz“ (1972) ist eine grelle Satire auf das Unterhaltungsgeschäft.

Amazon

Mehr zum Thema
The Kinks feiern Reunion und veröffentlichen neues Album
Bei Davies gibt es öfter einen zweiten Akt. „Our Country“ ist die Fortsetzung von Davies’ später Landeskunde, die im letzten Jahr mit „Americana“ begann. In dem gesprochenen Text „The Invaders“ erinnert er sich dürftig an die Konzert­reisen der Kinks: „They called us the invaders.“ Wie bei „Americana“ reist er als Captain Obvious durch die Provinzen: „Oklahoma U.S.A.“ (von „Muswell Hillbillies“), „The Get­away“, „We Will Get There“, „Louisiana Sky“, „March Of The Zombies“, „The Big Weird“ folgen „the central character as he abandons the land and the family he once belonged to and cherished, in search of his own musical identity and a greater self“. Man kann also sagen, dass dieser Mann Ray Davies ähnelt und dass er auf der Suche nach dem Glück ist.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Amazon

Bei den wild eklektischen Songs, die Blues und Country Music anklingen lassen, Musical und New-­Orleans-Bläser-Swing, wird Davies wie auf „Americana“ von den Jayhawks begleitet. In rührend komischer Treuherzigkeit klappert Davies die Genres ab, in einigen gemütlichen Rezitativen plaudert er schnurrig wie der Märchenonkel, halb Roger Waters, halb Robbie Robertson. Üppige Chöre evozieren Gospel-Emphase.

Ray Davies’ touristisches Potpourri ist eine Art „The Sound Of Music“ mit ihm in der Rolle der Trapp-Familie. Und wirklich: Er macht ein Theaterstück und einen Film daraus. Es ist die angestrengt anverwandelte Heimatmusik eines Liebhabers. „Cause I’m a Muswell hillbilly boy/ But my heart lies in old West Virginia/ Wooo!“