Exklusive Videopremiere: Friedrich Sunlight – „Kommen und Gehen“

Timo Blunck („Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern?“) über eine der extravagantesten deutschen Bands unserer Zeit.

Wer ist der Typ? Eine weitere nächtliche Internetz-Irrfahrt endet bei diesem seltsamen Asiaten, der sich die Haare ins Gesicht föhnt. Friedrich Sunlight? Was ist das denn für ein Name? Da passt ja gar nichts, erst recht, als ich den seltsamen Dialekt höre, den dieser Friedrich singt – ist das ein amerikanischer Akzent? Die Musik gefällt mir sofort, bin ich doch seit den frühen 80ern Fan von Orange Coloured Sky, Spanky And Our Gang, The Association, The Free Design und anderen Sunshine-Pop-Vertretern.

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Eine Woche später steht Friedrich vor der Bühne, die Zimmermänner spielen auf dem Weekend Festival in Köln. Ich erkenne ihn sofort, diese Föhnfrisur vergisst man nicht. Nach dem Konzert spricht er mich an und es stellt sich heraus: Er heißt gar nicht Friedrich, sondern Kenji und Friedrich Sunlight ist eine Band. Kenji ist mit seinem Mann Till da und outet sich als Zimmermänner-Fan – das ist mir immer peinlich, aber wir stellen schnell fest, dass wir uns mögen, unter anderem auch, weil wir die gleiche Sprache sprechen. Das ist in diesem Fall Amerikanisch, denn Kenji entpuppt sich als japanisch-stämmiger Kalifornier, der der Liebe wegen in Augsburg wohnt. Jetzt wird mir auch der Akzent klar!

Friedrich Sunlight sind live ein Ereignis

Ein paar Monate später: Die Liga der gewöhnlichen Gentleman spielen in Berlin und diesmal bin ICH Fan. Friedrich Sunlight spielen im Vorprogramm und jetzt lerne ich den Rest der Band kennen. Ein interessanter Haufen, irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier drei Väter mit ihren Söhnen auf der Bühne stehen. Das geht zwar zahlenmäßig nicht auf, aber Thomas, der leicht mürrische Bassist, der aber grandiose Melodien auf dem Bass spielt, Marc, der fligrane Schlagzeuger, der auch hervorragend singt und Bernd, der am Klavier die Band mit seinen Brian-Wilson-Vierteln harmonisch zusammenhält, scheinen eine Generation älter zu sein als Florian, der Gitarrist und eben Kenji. Florian spielt eine sehr geschmackvolle Understatement-Gitarre und Kenji jubiliert mit glasklarer Stimme, irgendwo zwischen Alt und Sopran über den kompakten Arrangements.

Das macht auch live richtig Spaß. Ich bin mit meinem jüngsten Sohn Elliot da, und Backstage erfahren wir, dass Kenji nicht, wie geglaubt, 25, sondern 42 ist. Auf dem Heimweg nach Hamburg sagt Elliot „I am strangely attracted to that man.“ Wieder ein paar Monate später: Thomas und Kenji schlagen bei mir im Studio auf und ich post-produziere zwei Titel für die Band. D.h., ich nehme den Gesang auf, sortiere die multiplen Tracks, die die Jungs in Augsburg aufgenommen haben. Ich bin überwältigt von der Kraft ihrer Musikalität, die Spuren reichen für vier Songs, ich muss beim Mixen Prioritäten setzen, auch mal was rausschmeißen oder gerade ziehen. Das gefällt nicht jedem in der Band, zumal ich diesmal voll Pop gehe – diese Musik muss im Radio gehört werden!

Aber nach einem leichten Gewöhnungsprozess sind auch die restlichen Musiker auf meiner Seite, die beiden Titel strahlen in einem Licht, das dem Namen Friedrich Sunlight alle Ehre macht: Kalifornische Sonne trifft japanisches Fandom, deutsche Schwermut ergibt sich einem geschmackvollen Frohsinn, der mitreißt und leicht konsumierbar ist, ohne faden Nachgeschmack. Wenn schon Bubblegum, dann bitte Premium-Kaugummi (wenn es sowas gibt), kein Hubba Bubba. Ich liebe diese Band!

ROLLING STONE präsentiert exklusiv die Videopremiere der neuen Single von Friedrich Sunlight: „Kommen und Gehen“. 

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