Ereignisse, die den Rock’n’Roll veränderten: Die Hells-Angels-Hölle bei den Rolling Stones in Altamont
Das Konzert der Rolling Stones 1969 in Altamont wurde von einem Todesfall überschattet: Während die Band „Under My Thumb“ spielte, traten und stachen die als Ordner engagierten Hells Angels auf einen Zuschauer ein, bis er tot war.
Dezember 1969: Der Sündenfall – In Altamont verliert der Rock’n’Roll die Unschuld
„Es war das Ende der Unschuld“, sagt Grateful-Dead-Schlagzeuger Mickey Hart über das Umsonst-und-Draußen-Festival am Altamont Raceway in der Nähe von San Francisco, mit dem 1969 die US-Tour der Rolling Stones endete. „Alles, was schiefgehen konnte, ging schief. Es war die Hölle auf Erden, wirklich.“ „Von Anfang an herrschte schlechte Stimmung“, sagte Carlos Santana hinterher. „Bad vibes. Die ganzen Leute schossen sich einfach ab und wollten auch alle anderen schlecht draufbringen.“
Das kann man wohl sagen. Als Mick Jagger in Altamont aus dem Helikopter stieg, schlug ihm ein Teenager ins Gesicht und schrie: „Ich hasse dich, ich hasse dich!“ Und als am Ende die 300 000 Besucher vom Festivalgelände stolperten, waren vier Fans tot und hunderte verletzt. Die Sixties hatten ihre hässliche Seite enthüllt.
Die Idee war ein Gratiskonzert, organisiert von den Stones und den Grateful Dead, dazu mit Crosby, Stills, Nash & Young, den Flying Burrito Brothers, Santana und Jefferson Airplane. Auf Empfehlung der Dead engagierten die Stones Mitglieder der Hells Angels als Ordner. Über 300 Biker wurden mit Alkohol im Wert von 500 $ bezahlt. Bald hockten sie auf der Bühne, schluckten Acid in rauen Mengen und zielten mit Bierdosen auf die Köpfe der Fans.
Während die Stones „Under My Thumb“ spielten, stachen die Angels auf Hunter ein, bis er tot war
Santana spielten zuerst, und schon nach ihrem ersten Song wurde es brutal. Einige der Angels traten einen Mann ins Gesicht, der versucht hatte, sich vor der Bühne entlang zu drängen. Während des Auftritts von Jefferson Airplane wies Sänger Marty Balin einen Angel an zu verschwinden, worauf ihn die Biker bewusstlos schlugen. Die Rolling Stones warteten mit ihrem Auftritt bis zum Einbruch der Dunkelheit.
In der zweistündigen Pause wurde im Publikum gegen die kühlen Temperaturen Feuer aus Müll angezündet, so dass es buchstäblich zum Himmel stank, als Jagger & Co endlich auf die Bühne kamen und mit „Jumpin‘ Jack Flash“ begannen. Es folgte „Carol“, dann „Sympathy For The Devil“, das sie abbrechen mussten, als eine Schlägerei ausbrach. Die Hells Angels gingen auf einen 18-jährigen Schwarzen namens Meredith Hunter los, der angeblich mit einer Pistole hantiert hatte.
Große Teile des Tumults wurden für die Tourdoku „Gimme Shelter“ gefilmt. Während die Stones „Under My Thumb“ spielten, traten und stachen die Angels auf Hunter ein, bis er tot war. Sonny Barger, Präsident der Oakland-Abteilung der Hells Angels, behauptete später, die Biker hätten die Stones lediglich beschützt und seien erst handgreiflich geworden, als einzelne Fans die Harleys vor der Bühne umgeworfen hätten. Eine Jury in San Francisco sprach den des Mordes angeklagten Angel Alan Passaro später frei.
Aber die Wunde, die dieser Tag riss, heilte nie.