ESC: ROLLING STONE kürt die Gewinner des Eurovision Song Contest

Wer gewinnt den ESC 2018? Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer setzt auf Electronic Dance Music mit „Game Of Thrones“-Folklore, ein Drittel setzt auf Electronic Dance Music mit irgendeiner Folklore, und ein Drittel setzt auf Balladenschwulst und Operettenbombast. Eine Favoriten-Analyse von RS-Redakteur Arne Willander.

Das Verlässliche beim Eurovision Song Contest ist, dass Favoriten nicht gewinnen. Außer Johnny Logan. Was auch daran liegt, dass es immer einen „Kreis der Favoriten“ gibt und „englische Buchmacher“ und „Beobachter“, die bei den Proben etwas beobachten, nämlich die Auftritte der Kandidaten und wie sie die Botschaften ihrer Länder besuchen, wenn es eine Botschaft gibt, und dass sie gute Laune haben und zuversichtlich sind.

Peter Urban beobachtet die Wettbewerbe seit 20 Jahren für die ARD; man glaubt, dass er schon bei Cliff Richard dabei war. Er wollte den Deutschen nie die Hoffnung nehmen, auch dann nicht, wenn es keine gab außer der, nicht den letzten oder vorletzten Rang zu belegen. Wenn dann der letzte oder vorletzte Rang belegt wurde, mit acht Punkten oder so, fand Urban das ungerecht: So schlecht sei der deutsche Beitrag auch wieder nicht gewesen.

Michael Schulte: Er sang zur Ukulele

Dem Michael Schulte, dem „deutschen Ed Sheeran“, traut Urban einiges zu. Der Song und die Inszenierung seien „wunderschön“ – man konnte Schultes Auftritt nur in einem Ausschnitt sehen, weil Deutschland sowieso für das Finale qualifiziert war. Am Rande des zweiten Halbfinals verriet Schulte einer aufgeregten Portugiesin, dass er Vater eines Jungen wird, und sang zur Ukulele den Refrain des Siegerlieds von 2000, „Fly On The Wings Of Love“ von den Olsen-Brüdern – es war Schultes erster Song Contest vor dem Fernseher. Seine Chancen sollen praktisch minütlich im Verlauf der Show, an der er nicht teilnahm, gestiegen sein. Bei den Buchmachern vom Frühstücksfernsehen wurde das treuherzige Rührstück „You Let Me Walk Alone“ schon unter den ersten zehn notiert. Das kommt hin.

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Es gab jede Art von Bizarrerie, Devianz und schlechtem Geschmack, von Opportunismus, Kitsch und Verzweiflung, von Absonderlichkeiten, Irrwitz und krummen Lebenswegen. Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer setzt auf Electronic Dance Music mit „Game Of Thrones“-Folklore, ein Drittel setzt auf Electronic Dance Music mit irgendeiner Folklore, und ein Drittel setzt auf Balladenschwulst und Operettenbombast.

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Die Dänen geben die bärtigen Wikinger, die Ungarn die Heavy-Metal-Brüllfrösche, die Holländer eine traurige Bon-Jovi-Guns-N‘-Roses -Travestie von jemandem, der sich Waylon nennt und eine Leopardenweste und einen Hut trägt. Sie alle sind im Finale. Nicht im Finale ist die aufgekratzte Schweizerin Zibbz mit ihrer krachledernen Bierzelt-Animation, die es zu sehr wollte, und auch nicht die Russin Julia Semoylova, die im letzten Jahr nicht teilnehmen durfte und jetzt in einem Berg saß.

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Schmalzbubis gingen in diesem Jahr nicht gut: Knödler aus Montenegro, Island, Weißrussland und Armenien wurden weggeschickt. Bleibt der eine Schmalzbubi: Alexander Rybak, ein drolliger Geiger als Barry Manilow, hat den Wettbewerb vor neun Jahren gewonnen, ist trotzdem erst 31 und macht auch diesmal ordentlich Schau (mit Geigensolo).

Der Ire Ryan O’Shaughnessy ist eine Art Singer-Songwriter und also zu seriös. Eleni Foureira, wahlweise „die zypriotische Shakira“ oder „die zypriotische Beyoncé“, ist so so sehr Favoritin, dass sie vielleicht doch nicht gewinnt. Die israelische Knallcharge Netta ist das schwarze Pferd der beträchtlichen Camp-Gemeinde: Ihre überdrehte Shownummer ist so scheußlich, wie ihr überdrehter Song grässlich ist.

Das französische Duo Madame Monsieur hat alles richtig gemacht – sie sehen gut aus, sie singen gut, der Song ist gut und heißt auch noch „Mercy“, das kann nicht gut gehen.

Die Tipps fürs Resultat:

1. Eleni Foureira, Zypern: „Fuego“

Es könnte ja mal eine Favoritin siegen.

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2. DoReDoS, Moldau: „Your Lucky Day“:

Ein burlesker Pop-Schlager als lustiges Umzieh- und Türchen-auf-Türchen-zu-Stück.

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3. Jessica Mauboy, Australien: „We Got Love“:

Eine überschäumende Stimmungsbrumme, die allen den Vogel raushaut.

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4. Benjamin Ingrosso: „Dance You Off“:

Technoid-kaltes Vocoder-Stück der immer cleveren Schweden.

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5. Madame Monsieur, Frankreich: „Mercy“

Trotzdem.

Oder Rybak. Oder Netta. Peter Urban würde sagen: „Keine Überraschung.“

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