„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“: Busenwitwen im queeren Dschungelcamp
Beim Verspeisen eines Krokodilpenis bemerkt die Ochsenknecht: „Hatte schon schlimmere.“ Die Spiele haben begonnen. Es ist ein guter Jahrgang (und es kann ein sehr guter werden)
Der ruppige Wachmann Junior ist nicht mehr im Einsatz, weil sich die Sicherheitsfirma mit der Produktionsfirma überworfen hat, wie die Boulevardpresse mitteilte. Das macht aber nichts, denn jetzt gibt es den ruppigen Wachmann Rick, der die Kandidaten im Hotelzimmer verhaftet. Sie können nicht so bass erstaunt sein, wie sie tun und beklagen, denn es ist ja die zwölfte Staffel von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ Fürs Zähneputzen wäre noch Zeit gewesen. Und der Fußballspieler Ansgar Brinkmann, bekleidet, wird vom Frühstückstisch im Hotelrestaurant abgeholt. Giuliana Farfalla versucht herzig, einen Mars-Riegel in die Wildnis zu schmuggeln, der natürlich bei der Taschenkontrolle gefunden und von Rick theatralisch mit den Stiefeln zertreten wird. Eine keifende Soldatin verstärkt die bemüht gespielte Aufregung.
Bei der Anreise gibt es die üblichen Kalamitäten: Das Ruderboot mit einer Frauengruppe und dem korpulenten Sydney Youngblood sinkt etatgemäß, denn der Sänger saß hinten knapp über dem Wasserspiegel. Tina York wird an Land gezogen. Eine zweite Gruppe mit jüngeren Ausflüglern entert das Terrain mit einem Sprung am Bungee-Seil. Und eine dritte Gruppe muss in einer Höhle übernachten, in der Ratten herumhuschen. Das Wortspiel „Bachelor-rat“ – David Friedrich reüssierte bei der Kuppel-Kür „Die Bachelorette“ – ist schon die halbe Miete. Sonja Zietlow und Daniel Hartwich haben sich und uns mit routinierten Feixereien in „Bild“ auf das Camp eingestimmt. Und Dr. Bob hat deutsche Wörter gelernt, wie er bei der Prüfung „Schule“ demonstriert: „Essen“ und „Trinken“. Vorsichtshalber sagt er es aber auch auf Englisch.
Ein erstes Bulletin zu den Kandidaten:
Tatjana Gsell: Die hartleibige und zur Kenntlichkeit operierte sogenannte Busenwitwe, nach eigenen Angaben 46 Jahre alt, bemerkt stolz, dass sie durch anhaltende Präsenz im Trash-Fernsehen noch immer im Trash-Fernsehen präsent ist. Manche Kapriolen um ihre bewegte Liaison mit dem legendären Prinz Foffi „hätte nicht sein müssen“. Sie möchte noch einmal über ihre Verstrickung in den bizarren Mord an ihrem Gatten, dem Schönheitschirurgen Dr. Gsell, sprechen. Aber wahrscheinlich kein Geständnis ablegen. Resilienz: enorm, doch das Dschungel-Klo wird ihr eine harte Zeit geben.
Kattia Vides: Die Kolumbianerin, vielleicht tatsächlich 29, fiel bei „Der Bachelor“ als radebrechende Zicke auf. Ihr abenteuerliches Deutsch hindert sie nicht daran, immerzu zu reden. Im Camp sind ihr aber alle Frauen überlegen, außer Tina York, und die geht bald wieder. Resilienz: Man täusche sich nicht!
Daniele Negroni: Der blauhaarige, von Akne gezeichnete Jüngling erzählte seine Leidensgeschichte (Mutter!) schon vor sechs Jahren bei „DSDS“ und wird nicht davor zurückschrecken, sie immer und immer wieder zu repetieren. Wird jede Prüfung machen, wenn man ihn lässt. Aber man lässt ihn nicht. Wird länger bleiben.
Jenny Frankhauser: Das auffälligste Merkmal der Schwester von Daniela Katzenberger ist, dass sie die Schwester der Katzenberger und die Tochter der Mutter der Katzenberger ist. Sie konzediert, dass sie sich selbst auch für eine Tusse halten würde, wenn sie sie sich googelt. Was sie wahrscheinlich tut. Nicht empfindlich, aber sie wird Statistin bleiben.
Giuliana Farfalla: Bei „Germany’s Next Topmodel“ hat es nicht geklappt, sagt das sogenannte Transgender-Model, aber dafür dann beim „Playboy“ – das sei ja auch ein Cover. Ist auf bezaubernde Art und auch noch kalkuliert einfältig. Nach der geplapperten Selbsteinschätzung vor der Kamera fragt sie das nicht sichtbare Gegenüber: „Gehn wir jetzt eine rauchen?“ Drollig. Wird es weit bringen.
Tina York: Seit der „ZDF-Hitparade“ hat man sie nicht gesehen. „Wir lassen uns das Singen nicht verbieten“ war 1974, das Lied lädt zu Wortwitzen ein. Sie ist die Schwester von Mary Roos, die jüngere, und zwar 63, und heißt so wenig Tina York, wie Mary Roos Mary Roos heißt. Sie sieht schon nach einer Nacht so aus, als müsste sie aus dem Camp getragen werden.
Natascha Ochsenknecht: Die notorische Ex-Frau bestreitet, dass sie ausschließlich viel jüngere Männer begehrt: Manche seien zwei Jahre älter als sie. Manche 20 Jahre jünger. Beim Verspeisen eines Krokodilpenis bemerkt sie: „Hatte schon schlimmere.“ Eine harte Nuss.
David Friedrich: Der fidele Schlagzeuger überzeugte die „Bachelorette“, wenn auch nur kurz. Von keines Zweifels Blässe angekränkelt, wird er alle Prüfungen wagen und auch noch gut gelaunt sein. Der Tom Hiddleston des Lagers.
Matthias Mangiapane: Die schlagfertige Tucke schmeißt den Laden. Nur bei der Dschungeltoilette fehlen Mangiapane die Worte. Gestählt von Kaderschmieden wie „Ab ins Beet!“ und „Sommerhaus der Stars“, kann er endlos ausharren. Giftig und unterhaltsam.
Sydney Youngblood: Der Launebär („Jetzt habe ich einen dicken Bauch“) wird bei jeder Gelegenheit seinen Schlager „If Only I Could“ falsettieren und Fragmente anderer Songs, an die er sich spontan erinnert. Youngblood glaubt, dass ihn alle für tot hielten – was voraussetzt, dass sie über seinen Verbleib nachgedacht hätten. Lacht herzlich mit seiner Frau über die Wechselfälle des Lebens.
Ansgar Brinkmann: Der Mann, der 39 Fußballtrainer zur Verzweiflung brachte, ist der naturgemäße Favorit. Im Camp wird er sich ohne Eskapaden allerdings langweilen und Streit suchen. Brinkmann attestiert sich selbst den Widerwillen gegen Autoritäten. Im Dschungelcamp gibt es keine Autorität, aber lauter Regeln.
Sandra Steffl: Die 47-jährige Schauspielerin, die in Helmut Dietls „Rossini“ sein soll, ist als Knallcharge und Comic relief besetzt und liefert redlich. Als nicht krüsche Pragmatikerin könnte sie länger verweilen. Oder auch ganz kurz, wenn die habituelle Heiterkeit nachlässt.
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