Marek Lieberberg: So verteidigt er Roger Waters nach Antisemitismus-Vorwürfen
Mehre öffentlich-rechtliche Sender haben sich aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen gegen Roger Waters dazu entschieden, die Konzerte des Pink-Floyd-Musikers nicht länger zu präsentieren. Nun hat Konzertveranstalter Marek Lieberberg den Sänger verteidigt und die Rundfunkanstalten kritisiert
Nachdem der WDR die Präsentation des Köln-Konzerts von Roger Waters im kommenden Jahr aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen zurückgezogen hat und mehrere Sende-Anstalten (NDR, rbb, BR und SWR) dem folgten, hat sich Konzertveranstalter Marek Lieberberg dazu geäußert. Er kritisiert die Öffentlich-Rechtlichen.
Im Juni 2018 gibt Roger Waters in Köln eines seiner wenigen Deutschland-Konzerte. Eigentlich hatte der WDR die Präsentation übernommen; dagegen gab es Proteste sowie eine Petition, die sich gegen den „Judenhasser“ Roger Waters richtet.
Lieberberg, der Geschäftsführer von Live Nation, hat Waters nun in einem Interview verteidigt.
Roger Waters und die BDS
Dem „Mannheimer Morgen“ sagte Lieberberg: „Hier müssen zwei Dinge getrennt werden: persönliche Meinung und künstlerische Arbeit. Der Kanon von Roger Waters und Pink Floyd ist und bleibt genial. Auf der anderen Seite hat er eine bedenkliche private Meinung zu Israel, er ist ganz offen Mitglied einer Boykottbewegung, die ich total ablehne.“
Roger Waters unterstützt die BDS-Bewegung (BDS = Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Behauptung des BDS: Israel betreibe aggressive Politik gegen Palästinenser, Ziel: Das Land soll boykottiert werden. Durch wirtschaftliche, politische und kulturelle Isolation von Israel wollen die Anhänger der Bewegung mehrere Vorgaben erreichen. Sie fordern ein Ende der „Siedlungspolitik“ in der Westbank und im Gazastreifen, eine „Gleichberechtigung von Israelis und Palästinensern“ und die Rückkehr von Palästinensern in ihre früheren Heimatgebiete vor der Staatsgründung Israels im Jahr 1948.
Immer wieder gerät die Gruppe in die Schlagzeilen. In diesem Jahr wurden Radiohead im Vorfeld ihres Konzerts in Tel Aviv wochenlang öffentlich, unter anderem von Roger Waters, dazu aufgefordert, den Gig abzusagen. Sänger Thom Yorke bezog dabei mehrmals Stellung, die britische Band absolvierte schließlich in Israel den geplanten Auftritt und demonstrierte ihre Meinungsfreiheit mit dem längsten Konzert, das sie seit elf Jahren gegeben haben. Auch zwei dortige Gigs von Nick Cave wurden stark kritisiert. Doch der Sänger wehrte sich in einem Statement gegen die politische Bevormundung.
„Was ist mit dem Antisemitismus von Luther und Wagner?“
Roger Waters erhob in beiden Fällen mehrmals laut seine Stimme und forderte die Musiker zum Boykott auf. Außerdem ließ er auf eigenen Konzerten Ballons in Schweineform aufsteigen, auf denen der Davidstern zu sehen war.
Mark Lieberberg, dessen Eltern den Holocaust überlebt hatten, lehnt den BDS ab, richtet seine Kritik aber gegen andere: „Wenn die Öffentlich-Rechtlichen einen Beitrag leisten möchten, fände ich es beispielhaft, wenn vor allen Beiträgen über Luther oder Wagner-Aufführungen auf die teilweise blutrünstigen antisemitischen Theorien dieser Herrn hingewiesen würde. Da gäbe es wirklich Nachholbedarf“ , sagte er im Interview.
Antisemitismus-Vorwurf: WDR, SWR und BR wollen mit Konzert von Roger Waters nichts mehr zu tun haben