Selig
Kashmir Karma
Glückliche Fügung: Die Hamburger haben alte Stärken reaktiviert
Die selige Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit findet auch auf „Kashmir Karma“ kein Ende: „Unsterblich“ setzt – nach „Und endlich unendlich“ und „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ –
die Tradition der Limitationsverweigerung fort. Musikalisch knüpft das siebte Studiowerk der Hamburger erstaunlich oft an „Hier“ (1995) an, die Pop-Ästhetik von „Magma“ wurde durch Hendrix-Riffs und frisch gebatikte Psychedelik ersetzt. „Nimm mich so wie du bist“ kombiniert Beat-Ära-Inspiration mit Westernhagen-Intonation, „Alles ist nix“ findet im Britrock eine starke Schulter, „Lass los“ präsentiert die obligatorische Wah-Wah-Gitarre.
Plewkas Stimme bleibt eine verlässlich wärmende Konstante: nasale Hingabe in ihrer schönsten Form, die sogar „Ich vermiss dich unendlich“ („Unterwegs“) wie noch nie da gewesene Poesie klingen lässt. Gleich am ersten Session-Tag in einer schwedischen Blockhütte wurde „Wintertag“ geschrieben und direkt eingespielt – genau diese pulsierende Unmittelbarkeit macht „Kashmir Karma“ zum besten Selig–Album dieses Jahrtausends. Endlich. (Columbia/Sony)