„Jules und Jim“: Französische Film-Legende Jeanne Moreau ist tot
Die Charakterdarstellerin ist im Alter von 89 Jahren in Paris gestorben. Sie spielte in mehr als 120 Kinoproduktionen mit und prägte das französische Kino wie kaum eine andere Schauspielerin.
Die französische Schauspielerin Jeanne Moreau ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Das melden französische Nachrichtenagenturen und berufen sich dabei auf den Agenten der Französin. Sie wurde leblos in ihrer Wohnung in Paris aufgefunden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach Moreaus Angehörigen sein Beileid aus und erinnerte an die ungeheure Komplexität, die Moreau dem französischen Kino mit ihren zahlreichen Rollen verlieh.
Mit Filmen wie „Jules und Jim“, „Fahrstuhl zum Schafott“, „Die Nacht“, „Der Prozeß“, „Viva Maria!“ oder „Die Braut trug schwarz“ erlangte die Charakterdarstellerin, 1928 in Paris geboren, Weltruhm. Das lag vor allem auch an ihrer herben, rauchigen Stimme. Die setzte sie bevorzugt für ambivalente Figuren ein. Von der Hure bis zur Heiligen spielte sie das gesamte Spektrum weiblicher Rollen durch, ohne dass sie sich dabei je auf Klischees berufen musste. Mit zahlreichen Engagements an französischen Theatern in den ausgehenden 40er- und 50er-Jahren erwarb sich Moreau recht schnell den Ruf, eine der besten Schauspielerinnen des Landes zu sein. Viele Preise folgten – und auch der Schritt auf die große Leinwand.Gesicht der Nouvelle Vague
Ihr Filmdebüt gab die Französin bereits in dem weitgehend vergessenen Streifen „Letzte Liebe“ im Jahr 1949. Nach großartigen Auftritten in Filmen wie „Wenn es Nacht wird“ von Jacques Becker wurde Moreau zu einer der Gesichter der Nouvelle Vague. Sie spielte in Truffauts „Sie küssten und sie schlugen ihn“ genauso mit wie in „Fahrstuhl zum Schafott“ von Louis Malle. Truffaut blieb die Schauspielerin bis zu seinem Tod im Jahr 1984 auch freundschaftlich verbunden. Mit „Jules und Jim“ eroberte sie sich als freiheitsliebende Frau zudem die Herzen eines weltweiten Publikums, das ihre differenzierten Interpretationen verschiedenster Frauenfiguren gerne goutierte. Im gleichen Jahr spielte sie auch die geheimnisvolle Schriftstellergattin Lidia in Michelangelo Antonionis „Die Nacht“, dem Mittelteil seiner Trilogie über den Untergang der Liebe.
2004 erhielt Jeanne Moreau an der Croisette in Cannes die Goldene Palme für ihr Lebenswerk. Da hatte sie bereits in mehr als 100 Spielfilmen mitgewirkt, darunter auch in „Querelle“ von Rainer Werner Fassbinder und „Bis ans Ende der Welt“ von Wim Wenders“. Gleichzeitig hatte sie immer wieder in großen Theaterrollen brilliert. Moreau arbeitet Zeit ihres Lebens auch als Regisseurin (ihr Debüt gab sie 1974 mit „Lumiere“), Drehbuchschreiberin und Sängerin. Sie war zweimal verheiratet, zunächst mit dem Maler Jean-Louis Richard, dann mit Regisseur William Friedkin. Deutsche Kinogänger lernten Jeanne Moreau vor allem auch durch ihre fabelhafte Synchronstimme Eva Katharina Schultz kennen.