Review: Die Toten Hosen live in Köln – ein souverän gewonnenes Auswärtsspiel
Im Kölner Club Gloria absolvierten Die Toten Hosen ein Warmup-Konzert für ihre anstehende Tour zum Album „Laune der Natur“. Campino und Kollegen stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass „Punk“-Diskussionen sich erübrigen – die Hosen sind einfach eine fabelhafte Rockband.
Große Band im kleinen Club: Das ist immer ein Spektakel, so auch bei den Toten Hosen: Vorm Kölner „Gloria“ drängen sich die Leute, nur 1000 dürfen rein, um mit der Band die Veröffentlichung des neuen Albums „Laune der Natur“ zu feiern. Aber weil die Hosen stets benutzerfreundlich waren, wird das Konzert immerhin auf mehreren Radiosendern übertragen. Deshalb fangen sie auch um Punkt 21.03 Uhr an.
Natürlich werden jetzt wieder irgendwelche Arschgeigen sagen, dass sei ja kein Punk mehr, aber diese Diskussion ist so langweilig, wie es die Toten Hosen nie sein werden. Sie sind einfach eine sehr gute Rockband, reicht das nicht? Es geht mit „Urknall“ los, dem Song, der auch das neue Album eröffnet, danach dann gleich der Klassiker „Modestadt Düsseldorf“, was natürlich deutlich macht, dass das hier in Köln ein „Auswärtsspiel“ ist.
Auf Wader folgen die Undertones
Und so geht es zwei Stunden lang weiter: Neues, Altes, Mittelaltes, und es sagt viel über die aktuellen Stücke, dass sie locker zwischen „Liebeslied“ und „Wünsch dir was“ bestehen – vor allem mit den Hymnen „Wie viele Jahre (Hasta La Muerte)“ und „Unter den Wolken“ sind die nächsten Konzertjahre geritzt. Und welche andere Band lässt schon auf Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“ einfach so „Teenage Kicks“ von den Undertones folgen?
Wobei wieder mal auffällt, dass sich unter den englischen Hits ihr eigenes „Pushed Again“ nicht verstecken muss, möglicherweise ist es sogar der beste Hosen-Song überhaupt – live jedenfalls ein Erlebnis. Und schön auch zu sehen, wie alle Hosen weiterhin im Gleichklang auf- und abhüpfen können (von Vom abgesehen, der ja hinterm Schlagzeug sitzen muss), wie Kuddel immer alles im Griff behält, wie Campino Andi die Haare verwuschelt, während der ungerührt weiterspielt, und wie Breiti milde lächelt, wenn der Sänger (das bleibt nie aus) einen Text vermasselt – 35 gemeinsame Jahre, in diesem Fall wirklich ein Grund zum Feiern.
Natürlich gibt es auch noch „Alles aus Liebe“ und „Hier kommt Alex“, bevor zwei lange Zugaben folgen, bei denen sich Campino völlig verausgabt und „Azzurro“ schließlich schreiend am Boden liegend zu Ende bringt. Wie immer nach einer längeren Tourneepause hatte der Sänger Angst gehabt, dass die Energie vielleicht nicht mehr reicht, dass die Euphorie der Fans vielleicht nicht mehr so da ist, dass es vielleicht langsam zu Ende geht.
Jetzt können wir alle aufatmen: So weit ist es noch lange nicht.