Die besten Konzertfilme aller Zeiten: Talking Heads – „Stop Making Sense“
Mit „Stop Making Sense“ setzte Regisseur Jonathan Demme den Talking Heads ein Denkmal und definierte für die Ewigkeit, mit wie wenig Mitteln Musik filmisch inszeniert werden kann.
Es gab die Beatles-Filme, es gab „Woodstock“, es gab „The Last Waltz“. Als „Stop Making Sense“ 1984 in die Programmkinos kam, war das ein Akt der Rebellion und der Hybris – denn die Talking Heads hatten keine großen Hits, sie traten nicht in Stadien auf, und ihre Alben bildeten die Spitze der Pop-Avantgarde. Zwei Jahre zuvor hatten sie ein unübertreffliches Live-Doppelalbum aufgenommen, die Kritik liebte sie, und das nicht sehr subtile „Burning Down The House“ wurde in Diskotheken gespielt. Aber ein Film?
David Byrne hatte einen jungen Regisseur ausgesucht, der aus der Roger-Corman-Schule kam und ein paar tolle Low-Budget-Filme gedreht hatte. „Stop Making Sense“ erzählt indes keine Geschichte, enthält keine Backstage-Szenen, keine Interviews und keine Bilder aus der Vergangenheit. Ein dünner Mann in einem Anzug und flachen Turnschuhen kommt mit einem Kassettengerät und einer akustischen Gitarre auf die leere Bühne, stampft mit den Füßen auf und singt „Psycho Killer“. Eine Frau in einem militärgrünen Hosenanzug kommt dazu und greift die Basstöne von „Heaven“. Ein Schlagzeugpodest wird auf die Bühne geschoben, ein Trommler beginnt seine Arbeit. Ein Gitarrist, ein Tabla-Spieler, zwei Sängerinnen.Schamanisches Dschungel-Inferno
Ein paar Songs später, bei „Life During Wartime“, ist alles in Bewegung, tanzt, schunkelt, wiegt sich hin und her zu den Polyrhythmen dieses schamanischen Dschungel-Infernos, schaukelt sich auf bis zur Gospel-Emphase von „Girlfriend Is Better“ und „Take Me To The River“. Es war die aufregendste Musik der Welt.
Drei Jahrzehnte später ist der Minimalismus noch immer überzeugend, und bessere Musik gibt es auch nicht. Die DVD ist mit einem Audiokommentar von Jonathan Demme und den Musikern versehen, sie sagen schlaue Sachen, alles war überlegt. Aber der Geist sollte ja gerade schweigen bei diesem Konzert, sich auflösen in Ekstase und Klang, obwohl Byrne von Drogen und Städten sang, von Büchern und Beamten, dem Glück, Arbeit zu haben und in diesem großen Land Amerika leben zu dürfen. Innerhalb von vier Jahren ging die Affi rmation zuschanden: Auf ihrer letzten Platte verabschiedeten sie die Zivilisation -am Ende gab es nichts als Blumen.Killer-Szene: Byrne und Tina Weymouth intonieren „Heaven“