Ranking: Die besten „The Walking Dead“-Charaktere
Garantiert Carol-frei: Die besten Figuren aus dem „The Walking Dead“-Kosmos der Fernseh-Serie.
Seit acht Staffeln begleiten wir Rick Grimes und dessen Freunde und Gegner durch die Zombie-Apokalypse. Wie gut wurden einzelne Charaktere aus der Vorlage adaptiert – und wie schlagen sich solche, die es im Comic gar nicht gibt?
ROLLING-STONE-Ranking: Dies sind die besten Figuren der Serie
11. Dale Horvath (Jeffrey DeMunn)
Mit dem hippiesk aufgemotzen Bus, vor allem aber seinem Vollbart und dem Schlapphut verkörperte er in den Staffeln eins und zwei den Woodstock-Opa unter den Überlebenden. Vor allem war der linke Träumer Dale das gute Gewissen der Gruppe. Am deutlichsten, als es darum ging, ob ein Gefangener getötet werden soll oder nicht.
Er warf – nicht ganz zu Unrecht – den Anderen vor, dass sie in einer von Monstern bevölkerten Welt ihre eigene Menschlichkeit verlieren. Es ist besonders tragisch, dass Dale kurz nach diesem Streit, er verlässt wutentbrannt das Haus, von einem streunenden Zombie tödlich verletzt wird (der ihn per Kopfschuss erlösende Daryl wirkt darin ein letztes Mal gegenüber Freunden unerbittlich). Gerade, weil der Untote indirekt vom kleinen Carl auf die Ranch gelockt wurde. Es gehört zu den Schwächen der TV-Umsetzung, dass Carl wenig aus daraus mitgenommen hat – er würde später noch immer andere in Gefahr bringen. In den Comics ging Dale übrigens eine Beziehung mit der deutlich jüngeren Andrea ein. Die Serie lässt ein eher väterliches Interesse erkennen.
10. Dr. Eugene Porter (Josh McDermitt)
Würde man alle Menschen dieser Welt auf Herz und Nieren prüfen, welchem „Walking Dead“-Charakter sie am ehesten ähneln – die meisten von uns hätten überwiegende Gemeinsamkeiten mit Eugene. Nicht wegen seiner Frisur, sondern aufgrund seiner Überlebensstrategie. Kaum einer ist doch so walderprobt wie Daryl, keiner ein Ricktator wie Rick, keiner körperlich so stark wie Abraham, keine so willensstark wie Maggie. Wir sind Eugene: Notfalls verleugnen wir uns um zu überleben.
Die tapsige Intelligenzbestie stellt sich den anderen als Doktor vor, der den Kontakt zu „Wissenschaftlern in Washington“ herstellen könne – die wissen würden, wie man Herr der Lage wird. Der handwerklich unbegabte Eugene sieht das als Ausweg, er fürchtet, ansonsten nutzlos zu sein. Als die Lüge dann auffliegt, macht er seine Entwicklung durch. Am Ende ist er ein Lebensretter. Dermitt in der Rolle ist eine Idealbesetzung – kein Darsteller sieht einer Comic-Vorlagen-Figur so ähnlich wie er.
09. Dwight (Austin Amello)
Der Wunsch nach Rache steht ihm ins Gesicht geschrieben: Gebrandmarkt von Boss Negan, die Frau hat er ihm auch weggenommen, befindet sich Dwight auf der Suche nach Lebenssinn. Daryl will ihn töten, Dwight will einfach nur Frieden: Amellos Figur ist die beste der vergangenen drei Staffeln, weil sie undurchsichtig bleibt; warum er welche Seite aus welchen Gründen wählen wird, erscheint offen. Ein windiger, aber nicht unfairer Handlanger, der die Zeit nicht zurückdrehen kann. Seinen Fehler wird er vielleicht nie mehr gut machen können05
08. Hershel Greene (Scott Wilson)
Der Tierarzt und Farmer wird zur zentralen Figur der Staffeln zwei und drei, als er zunächst Rick und seiner Gefolgschaft einen Platz auf seinem Hof anbietet. Der Mediziner glaubt, dass Untote geheilt werden können, und verkörpert für den Zuschauer damit den gesunden Skeptiker gegenüber den Befürwortern der Zombiekill-Orgie; nicht zuletzt steht er auch für all die amerikanischen Bauern, die ihre Ländereien grundsätzlich nicht aufgeben wollen, komme was (oder wer) wolle. Als Berater behält Hershel dennoch im neuen Zufluchtsort, dem Gefängnis, den besten Überblick.
07. Daryl Dixon (Norman Reedus)
Von allen frei erdachten, nicht auf dem Comic basierenden Figuren sicher die wichtigste. Es dürfte die Serienmacher selbst überrascht haben, wie populär ausgerechnet der Hillbilly bei den Fans geworden ist. Er isst Eichhörnchen, jagt mit Armbrust und trägt eine Kette aus Zombieohren. Der perfekte Trailerpark-Trash-Traummann, ein Survivalist, den sich viele TDW-Anhänger zum Vorbild nehmen.
Seine familiäre Geschichte als unterdrückter kleiner Bruder ist rührend inszeniert; seine sexuelle Identität bewusst offen gelassen; sein Emo-Haarschnitt auf eine weitere Zielgruppe abgestimmt. Daryl hätte in dieser Liste viel weiter oben stehen müssen, wäre er nicht Opfer kruder Drehbuch-Entscheidungen. Seine Wechsel von Gewaltbefürwortung zu Gewaltlosigkeit sind sprunghaft und konzeptlos – je nach Action-Erfordernis ändert er seine Haltung. Daryl muss viel performen, seine Glaubhaftigkeit leidet darunter.
06. Glenn Rhee (Steven Yeun)
Manche bezeichneten bis zum Schluss ihn als naiv, aber solange es Glenn gut ging, ging es auch den meisten Zuschauern gut. Er bestrafte nur die, die wirklich alle Chancen verspielt haben – aber in der Regel gab er jedem eine Chance. Von allen Charakteren hatte der Ex-Pizzabote angesichts der neuen Weltordnung sicherlich den größten gesellschaftlichen Aufstieg hingelegt, und er war Vorbild für alle, die auch mit geringer Muskelkraft brenzlige Situationen überstanden.
Ohne Glenn, der seit Episode eins dabei gewesen war, hätte Rick nie überlebt. Er war der loyale Weggefährte. Es ist bezeichnend, dass alle „Walking Dead“-Fans sich spätestens mit Beginn von Staffel sechs gefragt hatten, ob Glenn das gleiche Schicksal ereilen wird wie in den Comics. Gewünscht hat sich das keiner. Seine letzten Worte sind das vielleicht Beste, was die Serienautoren sich selbstständig erdacht haben.
05. Maggie Rhee (Lauren Cohan)
Man kann es sich kaum vorstellen, aber die älteste Tochter Hershel Greens und spätere Ehefrau von Glenn hat bislang noch keinen gravierenden Fehler gemacht, so groß die Gefahr auch gewesen ist. Sie stellt sich zunächst gegen die Neuankömmlinge auf der Farm ihres Vaters; trifft als Lori Grimes’ Geburtshelferin eine harte Entscheidung; übersteht die Gefangenschaft beim Governor; ist eine der behändesten Zombie-Killerinnen; geht nach dem Tod von Glenn in die nötige Verhärtung um ihre Schwangerschaft zu überstehen.
In den Comics ist sie später zu einer Gemeinde-Anführerin geworden – aber soweit ist die Serie noch nicht. Schräg, dass die Serienmacher ständig ihre Oberweite herausstellen, als sei sie die neue Lara Croft.
04. The Governor (David Morrissey)
Der bis heute kompletteste Antagonist und neben Shane die einzige Figur, die in der Serie noch besser ist als im Comic. Eine fast schon geniale Idee, den „Governor“ nicht wie im Buch als schreienden Che-Guevara-Verschnitt anzulegen, sondern als gut aussehenden, amerikanisch wirkenden Dad (Schauspieler Morrissey stammt, wie so viele TWD-Darsteller, in Wirklichkeit aus England). Dieser Kerl sieht sogar dann noch wie ein Bastler in der Hobbywerkstatt aus, wenn er total ausrastet.
Während der bei Fans noch beliebtere Bösewicht Negan auch in Jeffrey Dean Morgans Interpretation wie eine Cartoon-Figur durchs Leben wippt, ist dieser – trotz seines Amtstitels nicht demokratisch gewählte – Gemeindechef ein Charakter mit echten Brüchen. Mit einer verlorenen Tochter und einer Geliebten, von der er sich betrogen fühlt. Dass er in der Serie ein „Philip“ und kein „Brian“ ist, macht ihn fast noch sympathischer. Auch, wenn er seiner Andrea klar macht, dass er eigentlich nicht mit Vornamen angeredet werden will.
03. Shane Walsh (John Bernthal)
Team Rick oder Team Shane? So lautete eine Fan-Frage, die die „Walking Dead“-Anhänger während der ersten beiden Seasons fast in zwei Lager spaltete. Rick war der Aufrechte, der sich seine Ehefrau zurückholt. Shane der enttäuschte Liebhaber. Der sich, anders lässt es sich mit Kenntnis der Story-Entwicklung nicht sagen, zu Recht grämt.
Dieser Cop wollte immer das Richtige tun, einfache Entscheidungen forcieren. Tempo statt Zaghaftigkeit. Eine Figur wie Shane, ein echter Anti-Held, wird im heutigen TDW-Universum schmerzlich vermisst. Dort gibt es nur noch schwarz und weiß, gut und böse. Er war der Feuerball, er bedrohte den Humanisten Dale, leider kam es nie zum Fight gegen Daryl.
Wie steht man zu Shane? War es okay, dass er einen langsamen Gefährten tötete, damit ein Kind rechtzeitig seine Medikamente bekommt? Als einziges Gruppenmitglied traute er sich eben innerhalb der Gruppe zu morden, was zu schwierigen moralischen Fragen führte. Die Serienmacher hatten sein Potential erkannt und ihm ein längeres Leben als in den Comics vergönnt. Am Ende nutzt Rick gegen ihn seine einzige, letzte Chance.
02. Rick Grimes (Andrew Lincoln)
Zwar ist die „Walking Dead“-Hauptfigur so wie Daryl ein Opfer der immer schlechter werdenden Drehbücher, Opfer irrer Motivationssprünge und nicht nachzuvollziehender Charakterentwicklungen. Die Story formt beide nach Belieben und Action-Szene. Vielleicht meldet sich Schauspieler Lincoln deshalb regelmäßig, nach jedem Midseason-Auftakt, zu Wort. Er postuliert, dass Rick „sich nichts mehr bieten lassen“ oder Rick „nach überstandener Niederlage zu alter Form zurückkehren wird“ – eigentlich ein schlechtes Zeichen, wenn jemand ständig die Psyche seiner Figur erklären muss.
Mit Rick – und dank Lincolns längst preiswürdiger Darstellung – aber haben wir auch einen TV-Helden, der die seltsamen Wandlungen, vom Polizisten zum Ricktator, vom Demokraten zum Anarchisten, vom Pazifisten zum Kriegstreiber, immerhin umzusetzen weiß. Motor dessen Überlebenswillens sind die zwei Kinder Carl und Judith. Der Verlust zweier wichtiger Bezugspersonen, dem ehemals besten Freund Shane (ermordet) und Ehefrau Lori (bei der Geburt des zweiten Kindes gestorben) machten aus Rick jenen zähen Burschen, der, wie es so schön heißt, lieber erst schießen und dann Fragen stellen würde. Umso wertvoller die kleinen Momente, in denen er sich für Freunde und Familie einsetzt.
Man möchte Negan nicht zum Feind haben. Rick aber noch weniger.
01. Michonne (Danai Jekesai Gurira)
Wenig ist bekannt über die Schwertkämpferin: Sie hatte vor der Apokalypse ein Kind, einen Freund und dessen besten Freund. Ihr Kind ist tot, und dass Michonne den Freund und dessen Freund, längst zu Untoten geworden, an einer Kette vor sich her wanken ließ, sagt viel aus über ihren Charakter. Mitleid braucht sie nicht. Um in der Zombie-Welt zu überleben greift sie zu den nötigsten Mitteln. Die ehemals Geliebten müssen für sie als Schutzschild funktionieren (und wurden, sobald sie selbst in Sicherheit war, entsorgt).
Michonne traf selten schlechte Entscheidungen. Sie nahm es mit dem Governor auf oder schlug Rick k.o., als es wirklich brenzlig wurde. Sie liebt ihr Team aber behält zu allen eine Distanz – wer sich in seinen Freunden verliert, könnte irgendwann vor einer bösen Überraschung stehen.
Zu Recht zählt Michonne in den Comics als diejenige Figur, deren Tod – vielleicht noch vor dem Ricks – am meisten bedauert werden würde. Michonne stirbt? Kann nicht, wird nicht!
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