„Böhmermann sollte Politiker werden“: Reaktionen auf Jan Böhmermanns Rede zur Lage der Nation
Jan Böhmermann hat sich auf Facebook besorgt um die politische Zukunft Deutschlands gezeigt - vor allem wegen der AfD. Im Netz gibt es dazu unterschiedliche Reaktionen.
Auch wenn Jan Böhmermann zuweilen mit plumpen Witzen und infantilen Studiospielen (Stichwort: Tierpenisse) im „Neo Magazin Royale“ kaum verhehlen kann, dass er eben ein Comedian ist, sorgt er doch vor allem auch im Netz immer wieder mit intellektuellen Gedankenspielen und aufrüttelnden Statements für Furore in der Internetgemeinde.
Am Montag (21. November) brachte er bei Facebook einen recht langen, umfassenden Kommentar zur politischen Lage Deutschlands und reagierte damit auf Angela Merkels Ankündigung, auch im kommenden Jahr eine weitere Amtszeit als Kanzlerin anzupeilen. Für den ZDF-Satiriker ist das kein gutes Zeichen. Über einen eher gediegenen Wahlkampf mit ihrem derzeitigen Koalitionspartner Sigmar Gabriel zeigte sich Böhmermann besorgt: „Das rüttelt auf, das macht mobil, wie eine Überdosis Propofol. Werden sich die beiden Schlachtschiffe mangels gröberer programmatischer Differenzen eine Schlacht um Äußerlichkeiten liefern? Wessen Frisur ist geiler? Wer hat die schickeren Sakkos? Es wird so spannend!“
Angst und Internethass
Vor allem die AfD könnte nach Meinung des 35-Jährigen still und heimlich profitieren: „Und dann sitzt da ab 2017, gebaut auf einem stabilen Fundament aus Fake News (oder nennen wir es beim Namen: Lügen), Angst und Internethass, eine fette Bundestagsfraktion der „Neuen Rechten“. Da wird Mario Barth aber überrascht in die Handykamera blinzeln. ‚Nanu, wo kommen die denn her? Gestern waren die noch nicht da.’“
Im Netz reagieren die Fans und Follower des Moderators sehr unterschiedlich auf diese herausfordernde Rede zur Lage der Nation (die in den letzten Zeilen durch selbstironische Bemerkungen – wohl absolut gewollt – etwas an Schärfe verliert). Viele User zeigten sich unsicher, ob Böhmermann nun mit seinem Kommentar Angela Merkel kritisieren wollte oder nicht (wo sie ihm doch, nach Meinung der Mehrheit, in der Erdogan-Gedicht-Affäre in den Rücken gesprungen ist).
Nachdenkliche Reaktionen auf Jan Böhmermanns politische Gedanken
In der zum Großteil ausgesprochen vielfältigen Diskussion unter dem Facebook-Post Böhmermanns deuteten manche auch an, dass zu wenig Energie in die „Ausbildung“ deutscher Politiker investiert würde. So schrieb eine Facebook-Nutzerin: „Mir ist aufgefallen, dass mehr für den Nachwuchs der Nationalmannschaft investiert wird als für den politischen Nachwuchs. Es braucht ein Trainingscamp…ich würde dafür sogar eine Sonderabgabe zahlen. Würde sich lohnen bei diesem Dilemma.“
Für einen anderen User sollten Böhmermanns politischem Einwurf auch Taten folgen: „Da hat man schon bei der letzten F&F Folge gedacht der Janni sollte einfach Politik machen und jetzt das. Gründe eine Partei, die richtigen Gedankenansätze und eine Grundbekanntheit sind da, damit würde vielleicht für die „junge, internetaffine Generation“ eine Plattform entstehen sich politisieren zu können, ohne das Establishment durchbrechen zu müssen.“
Manche Nutzer empfanden, dass die Politik vor allem deshalb „den Arsch nicht hochkriegt“, weil die Medien zu ungefiltert und zum Teil herablassend berichten. Deshalb stellte ein User auf Facebook klar: „Das Problem ist aber auch, dass jeder kleine Dissens in der Koalition dann von den Medien auch dermaßen aufgeblasen wird, damit es überhaupt etwas zu berichten gibt, dass man sich zu einem richtigen Streit offenbar gar nicht mehr traut.“
Lob und Tadel
Insgesamt freuten sich die meisten Leser über den anspruchsvollen und gedankenreichen Text. Stellvertretend dazu ein User: „Man zuckt ja erst mal zusammen und wartet darauf, dass in einem die Fremdschamesröte aufsteigt, wenn ein Prominenter so nen langen Text auf facebook veröffentlicht. Aber das war ein schöner langer Text.“
Trotzdem gab es natürlich auch Kritik; manche Leser unterstellten Böhmermann, mit erhobenem Zeigefinger die Probleme des Landes kleinzureden. Nicht wenige sagten zudem, dass der Moderator in der komödiantischen Paradedisziplin Satire versage und eben doch nur ein Comedian sei. Ein User schrieb dazu: „Und die Lösung sind „vernünftige Lügen“? Was soll sich der Leser darunter vorstellen? Hilflos, oberflächlich und nichtssagend.“