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Eric Pfeils Pop-TagebuchKolumne

Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Pralinen, Käfer und LSD-Lollis – drei tolle Platten im Schnellkochtopf

Unser Kolumnist über drei Platten, die Sie jetzt hören sollten. Und über das neue Album von Heinz Rudolf Kunze.

Folge 122

Eben habe ich gelesen, dass Heinz Rudolf Kunze auf seiner neuen Platte Thees Uhlmann covert. Um zu verhindern, dass Jugendliche hier auf falsche musikalische Pfade gelockt werden, habe ich mich dazu entschlossen, im vorliegenden Pop-Tagebuch-Eintrag nach längerer Zeit mal wieder den Plattenempfehlungsaugust zu geben. Los geht’s …

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Freunde arschcooler Song-orientierter Lederjacken-Psychedelia dürfen frohlocken.

Das New Yorker Duo Psychic Ills, bestehend aus dem Sänger und Gitarristen Tres Warren und der Bassistin Elisabeth Hart, ist zu jener psychedelischen Schule zu zählen, die Velvet Underground und Dylan für mindestens ebenso hirnausstülpend befindet wie Syd Barretts Pink Floyd und die ganzen britischen und kalifornischen LSD-Lollipop-Lutscher.

Im Grunde sind die Psychic Ills mit ihrer schwach durchbluteten Art das Gegenteil von so etwas wie Tame Impala – und mir darum ausgesprochen lieb: Auf dem jüngsten Album „Inner Journey Out“ wird nicht am bunten luftigen Popsong gestrickt, stattdessen geht es so mürrisch und sonnenbebrillt zu, dass man am liebsten Andy Warhols „Factory“ wieder eröffnen würde. Schon die Liedtitel sagen alles: „Coca-Cola Blues“, „I Don’t Mind“, „Confusion (I’m Alright)“ und „Fade Me Out“, um nur einige zu nennen. Mazzy Star, Spacemen 3, Spiritualized und die großartigen Opal lassen in diesen Songs ein ums andere Mal grüßen. Wer mehr Referenzen braucht: Die Psychic Ills tourten bereits mit den späten Butthole Surfers und ließen sich von Fausts Hans-Joachim Irmler remixen. Tune in!

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Auch meine Lieblingsband Kofelgschroa hat auf ihrem in zwei Wochen erscheinenden neuen Album den Spaß am Psychedelischen entdeckt (wobei die mäandernden Stücke der Gruppe natürlich schon immer Tendenzen in diese Richtung aufwiesen).

Wenn es Neues von einer Lieblingsband gibt, stellt sich ja nicht selten ein banges Gefühl ein: Ist die Magie noch da? Kriegt einen die Musik noch? Sind sie noch die Alten? Sind sie aber auch hoffentlich … ein bisschen die Neuen?

Was Kofelgschroa angeht, diese ganz und gar eigentümliche Wunderband, so muss beruhigt konstatiert werden, dass die vier Musiker ganz und gar bei sich geblieben sind, aber genug Neues auffahren, um ihre künstlerische Welt nicht von diesem ganz und gar grässlichen Heimatgedröhne vereinnahmen zu lassen, das in Bayern gerne um jeden dort erzeugten Ton veranstaltet wird. Vorsprung durch Seltsamkeit!

us-0480_kofelgschroa_baaz_cover

Mit ihrem nunmehr um eine scheppernde Hi-Hat, eine Zither und eine an Helge Schneider (und den späten Bob Dylan) gemahnende Orgel erweiterten Instrumentarium bereisen die vier Musiker auf „Baaz“ (bayerisch für Schlamm) eine knarzige musikalische Wunderwelt, die oft an einen Soundtrack zu einem LSD-Alpenfilm denken lässt. Slacker-Bajuwarana trifft verkauzte Barmusik trifft Alm-Prog. Natürlich gibt es auch wieder die typisch lakonischen Daseinsbetrachtungen, die davon künden, dass Haupttexter Maximilian Pongratz eine angenehm andere Definition von Zeit, Dringlichkeit und Notwendigkeit als viele andere Menschen seiner Generation hat. Aber auch für eine surreale Käfergeschichte (vorgetragen von Gitarrist Michael von Mücke) ist Platz. Und Platten mit Käfergeschichten darauf haben bei mir ja immer das Zeug zum „Lieblingsalbum des Jahres“. Das Wunder leuchtet weiter.

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Das letzte zu empfehlende Album ist schon vor etwa zwei Monaten erschienen, hat aber die Wogen der Begeisterung in meinem Haushalt derart emporschwappen lassen, dass es hier unbedingt noch untergebracht werden muss. Die Rede ist vom jüngsten Werk des amerikanischen Songwriters Cass McCombs. Was ich an McCombs mag, ist, dass er sich, anders als viele seiner Kollegen, eine distanzierte Exzentrik leistet, die nie auf Kosten der Zugänglichkeit seiner Musik geht. Anders gesagt: Man hört seine Songs, wippt und summt mit – wundert sich aber bisweilen, wozu man da eigentlich mitsummt.

Cass McCombs
Cass McCombs – „Big Wheel And Others“

Manchmal haben McCombs Songs fast etwas Perverses: Als Sänger und Texter scheint er sich wenig darum zu scheren, eine Verbindung mit seinem Publikum einzugehen, aber seine Melodien sind so verführerisch und sein Gitarrenspiel so mitreißend, dass man gar nicht anders kann, als sich dieser Musik bereitwillig hinzugeben. Die berühmte, oft auf die Lieder deutscher Achtziger-Jahre-Liedermacher angewandte Formulierung von den als Praline verabreichten bitteren Pillen kommt einem in den Sinn. Falls Sie reinhören möchten: Der Auftaktsong „Bum Bum Bum“ ist wohl das eleganteste Popstück, das je über Polizeigewalt geschrieben wurde. Die Single „Medusa’s Outhouse“ (spektakuläres Video!) wiederum klingt wie eine Kiffer-Depression in L.A.

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Heinz Rudolf Kunze covert auf seinem neuen Album auch „Der Mussolini“ und „Solang man Träume noch leben kann“. Ich glaube, der Herbst kann jetzt kommen.

Domino
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