Kaiser Chiefs beim Lollapalooza 2016: Party-Modus in Dauerschleife

Die Briten sind in Deutschland ein dankbarer Aufheizer fürs Festival-Publikum. Das will vor allem "Ruby" und die Hits vom Debüt "Employment" hören.

Man kennt das ja vor allem von Feierlichkeiten: Es gibt da immer diesen einen Typen, der den ganzen Abend am Laufen hält, der schon beginnt, die anderen Menschen zu unterhalten, bevor die ihr erstes Bier aus dem Kühlschrank geholt haben. Im (europäischen) Festival-Betrieb kann man durchaus mit Fug und Recht behaupten, dass die Kaiser Chiefs genau diesem Typus entsprechen.

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Seit ihrer Gründung in Leeds im Jahr 2003 und den ersten Singles „Modern Way“ und „Oh My God“ läuft es für die Briten, die sich nach einem südafrikanischen Fußballteam benannten, mit dem der Leeds-United-Spieler einmal seine Brötchen verdiente. „Employment“, ihr Albumdebüt, erschien just genau in der Zeit, als Britannia musikalisch wieder der Nabel der Welt war – als Franz Ferdinand, Maximo Park, Art Brut explodierten.

Eine Band, die zusammenhält

Seitdem hat sich vieles verändert, vor allem auch in der Musikwelt auf der Insel. Die Kaiser Chiefs gibt es aber immer noch; sie veröffentlichen am 07. Oktober mit „Stay Together“ ihre neue, inzwischen bereits siebte LP. Der Titel klingt natürlich nach einem Treueschwur. Die Gruppe musste sich auch zusammenreißen, nachdem Drummer Nick Hodgson (der Haupt-Songwriter) ausstieg und Sänger Ricky Wilson für eine britische Casting-Show in der Jury saß. Zumindest am Schlagzeug hat sich nicht viel geändert; Vijay Mistry ersetzt seinen Vorgänger glänzend und tut das, was man von ihm erwartet – er prügelt auf sein Gerät ein.

In Berlin stellen die Kaiser Chiefs ein paar ihrer neuen, unauffälligen Songs vor. Das  luftige „Parachute“ orientiert sich klar an Britpop-Vertertern der alten Schule, etwas Oasis hilft ja immer. „Hole In My Soul“ soll bekümmern, aber den Melancholie-Modus beherrscht diese Band nun einmal nicht so gut. Dafür gibt es natürlich „Ruby“ zu hören, den selbst jüngere Fans, die von der Band möglicherweise noch nie etwas gehört haben, inbrünstig mitsingen. Einmal zu oft kräht Sänger Wilson, der unablässig auf der Bühne auf und ab springt und die Fotografen im Bühnengraben damit zur Weißglut treibt, dass der Name dieser Band ‚Kaiser Chiefs‘ heiße. Irgendwann hat man es begriffen.

„Employment“ forever

Am Schönsten geraten dann doch wieder die Dauerbrenner von „Employment“, das fabelhaft-beschwingte „Oh My God“, die Rüpel-Nummer „I Pedict A Riot“ und das live etwas geschundene  „I Love You Less And Less“. Zuletzt coverten die Kaiser Chiefs auf Festivals auch „Pinball Wizard“ von The Who, was sie sich beim Lollapalooza verkneifen. Das ist schade, denn das Problem dieser nicht unbegabten, aber zuweilen etwas plump daherkommenden Briten ist, dass sie viel zu sehr im eigenen Saft schmoren.

(mv)

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