Rapper und DJs feiern heute gern den Zauber der Old School. Leichter wird es für die Beginner dadurch nicht. Sie haben nicht nur 24 gemeinsame Jahre auf dem Buckel, sondern auch ein Comeback zu schultern: Das letzte Album, „Blast Action Heroes“, erschien 2003, Jan Delay tanzte lange allein im glamourösen Herr-von-Eden-Outfit über große Bühnen und durch öffentlich-rechtliche ­TV-Shows. Seiner Credibility tat das zuletzt nicht gut.

Im Video zu „Ahnma“ trägt er wieder Baseballcap und posiert mit Denyo und DJ Mad vor pittoresken Hafenkränen und den Trümmern des Golden Pudel Club, der im Fe­bruar fast abgebrannt ist. Uwe Seeler ist zu sehen und ein paar alte Kumpels wie D‑Flame und Ferris. Der Beat dazu rollt fett und rund, Gentleman und Gzuz sorgen für raue Hooks – ein tolles Stück. Das retromanische Elder-Statesmen-of-Rap-Gehabe ist natürlich kalkuliert, gemacht für ein Publikum, das mit der Band aufgewachsen ist: links sozialisierte Mittelstands-Kids, deren Herz für ein Hamburg schlägt, das so längst nicht mehr existiert.

Der Albumtitel ist ein Verweis auf die alte Schule des deutschen Sprechgesangs, als die Heidelberger Advanced Chemistry sich noch „Fremd im eigenen Land“ fühlten. Ein gut gemeinter und dennoch ungeschickter Songtitel, der schon 1992 umstritten war.
Doch egal, mit „Advanced Chemistry“ schlagen die Beginner eine Brücke, die vom Damals ins Heute führt. In „Macha Macha“ messen sie sich sogar mit Haftbefehl, der wie vorher auch Gzuz zeigt, dass er halt doch ein Stück krasser drauf ist als die Tick, Trick und Track des deutschen Indie-HipHop. „Nach Hause“ – mit einem schlappen Old-School-Beat der an LL Cool Js „I Need Love“ erinnert – möchte gern als kritisch durchgehen, ist aber leider zu weinerlich und bemüht.

Überhaupt bleiben die neuen Klangmöglichkeiten, die sich HipHop über die Jahre erobert hat, hier oft ungenutzt – zugunsten diverser Old-School-Spielereien. Die alten Fans wird’s freuen.