Das Geheimnis der Blues Pills liegt auf der Konzertbühne. Das multinationale Quartett mit Dienstsitz in Schweden hat sich in den letzten vier, fünf Jahren den Arsch abgespielt, von kleinen Clubs bis auf die großen Festivals, wo sie etwa beim Hurri­cane/South­side den blitze­zuckenden Unwettern trotzten. Eine hart arbeitende Live-Band, aufgebaut und vermarktet von den Metal-Spezialisten Nuclear Blast aus dem schwäbischen Provinzstädtchen Donzdorf. Auf die Frage, was sich zwischen ihrem 2014er Debütalbum und „­Lady In Gold“ geändert habe, sagt die langhaarige Sängerin Elin Larsson im aktuellen PR-Video: „Früher haben wir unsere Songlisten immer mit dem Filzer hingeschrieben, jetzt kommen sie aus dem Drucker.“

Ausgestattet mit einer handfesten Schlichtheit lassen die Blues Pills ­also landauf, landab ihre stattlichen Matten wehen. Sie bedienen ein musi­kalisches Œuvre, wie es traditioneller kaum sein könnte – zumindest nicht für eine Band von Endzwanzigern, bei deren Geburt ­eine ikonenhafte Figur wie Janis Joplin gut 20 Jahre tot war. Blues Pills sind Bluesrock mit Orgel und Fantasy-Jugendstil-Covern. Oder auch Psychedelia nach Jefferson-Air­plane-Muster.

Das zweite Album öffnet in einigen Songs das bewährte Pills-Spek­trum. Etwa „Burned Out“, in dem sich Larsson in der Gospelpassage mit einem inbrünstigen „Is There A Reason“ mutig an Aretha Franklin versucht. Oder „I Felt A Change“, wo sie nur von einer E‑Orgel begleitet an die große Tradition der Americana-Ballade anknüpft. Ein wenig Soul, ein wenig Carly Simon, um dann rasch wieder in die Uptempo-Spur einzuschwenken: Bluesrock-­Metrum, Baby, immer nach vorn!

YouTube und Co. sind ein endloses Popseminar, in dem sich Menschen unter 30 durch alle Jahrzehnte frei schwebend ihr Rock- oder Pop­format bauen können. In der Sprache der Blues Pills heißt das dann „Elements And Things“. Die Band hat diesen Bricolage-Stil perfektioniert. Wenn man so will, sind sie die authentischste Las-Vegas-Psych-Blues-Rock-Revueband unserer ­Tage.