Emma Cline :: The Girls
Dies ist eines jener Bücher, die man in der späten Pubertät verschlungen hätte, dabei die Nadel auf „Helter Skelter“ ständig zurücksetzend. Die Verweise auf die von den Beatles inspirierte apokalyptische Theologie der Manson-Familie sind einfach unüberhörbar. Obwohl es in diesem Sommer des Hasses 1969 gar keinen Manson gibt, nur einen diabolischen Russell und eine Gruppe von Mädchen und Buben, die ihm ihr Leben schenken wollen. Sie sind „Sklaven einer stärkeren Dynamik“, die von Drogen, verfaultem Essen und Gruppensex auf einer Ranch zehren. Davon ist das unscheinbare, aus wohlhabendem Elternhaus stammende Scheidungskind fasziniert. Die 14-jährige Evie will dazugehören. Emma Cline erzählt von der Erziehung eines jungen Herzens, von der „Glückseligkeit des Augenblicks“, vom Erwachen der Lust, von Missbrauch und Demütigungen. Und naturgemäß durchziehen die Coming-of-Age-Geschichte permanent Schuld und Sühne, da alles im Manson-haften Showdown gipfelt. Manches ist mörderisch gut erzählt, anderes wirkt in seiner gewollten Perfektion leblos. (Hanser, 22 Euro)