Der „Postillon“ mal wieder: MDR fällt auf Rechtschreib-Satire herein
Mit einem zugegebenermaßen simplen Witz hat der „Postillon“ einen MDR-Redakteurin narren können. Im Mittelpunkt stand das Wörtchen „seidt“.
Tausende von Schülern rätseln in Diktaten immer wieder, ob sie eher das Wort „seid“ oder „seit“ anwenden müssen – und scheitern regelmäßig. Bis zu 70 Prozent der Deutschen tut sich anscheinend mit dieser Rechtschreibungsherausforderung schwer. Aber nun gibt es Abhilfe, postete die Satire-Website „Der Postillon“ in einem Beitrag: Ab sofort komme nämlich das einheitliche Wörtchen „seidt“ und löse so das leidige Problem.
Was mehr als 70 Prozent aller Deutschen als Satire verstanden, scheint dem MDR entgangen zu sein. In einem Beitrag zum 20. Jubiläum der Rechtschreibreform meldeten sie die neue Schreibweise in einem Radio-Beitrag zum 20.-jährigen Jubiläum der Rechtschreibreform als Glücksversprechen für das neue Schuljahr. „Künftig müssen sich Schüler nicht mehr mit solchem abstrakten Quatsch beschäftigen, wenn sie das Wort ’seidt‘ benutzen möchten“, heißt es in dem Feature.
Wie auch schon in anderen Fällen entlarvte der „Postillon“ selbst die Peinlichkeit auf Twitter.
MDR entschuldigt sich für Fauxpas
Inzwischen hat auch der öffentlich-rechtliche Sender reagiert und eine Stellungnahme dazu auf seiner offiziellen Korrekturen-Seite abgegeben: „Die Reporterin hatte die Information bei ihren Recherchen erhalten und leider nicht gegengeprüft. Offensichtlich geht diese Information auf eine Mitteilung der Satireseite ‚Der Postillon‘ zurück. Die Meldung war der Reporterin zu dieser Zeit nicht bekannt.“
Der Postillon sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen, weil er mit regulären Nachrichtenbeiträgen verwechselt wird. So kritisierte die AfD-Politikerin Beatrix von Storch auf Facebook die angeblichen Pläne für eine Europa-Mannschaft, die reguläre Nationalteams im Fußball ersetzen solle, als Schwachsinn und machte sich damit zum Gespött der Internetgemeinde. Auch das russische Fernsehen fiel auf eine Nachricht der Satire-Seite herein, als man mit vollem Ernst meldete, ein deutscher Barkeeper sei nach dem Jahrhundert WM-Spiel zwischen Deutschland und Brasilien (Endstand 7:1) pleite gegangen, weil er für jedes Tor einen kostenlosen Schnaps versprach.