Der Fisch stinkt vom Kopf: Die Red Hot Chili Peppers auf dem Roskilde-Festival
Als Headliner auf dem Roskilde-Festival spielten die RHCP eine Show, die der großen Bühne schlichtweg nicht angemessen war.
Nach 45 Minuten ist die Luft eigentlich schon längst raus. Die Red Hot Chili Peppers werfen gerade „Dark Necessities“ auf die Menge – um mal zu schauen, was hier auf dem Roskilde Festival vor 40.000 bis 50.000 Leuten noch so für sie geht. Der Song ist einer der besten der neuen Platte „The Getaway“, könnte eigentlich auch von einem glorreicheren, älteren Album der Kalifornier stammen, ist dem (jungen) Publikum aber aktuell auch frisch im Ohr. „Dark Necessities“ ist also ein gutes Stimmungsbarometer, dessen Ergebnis weniger gut ist: Hier ist heute nichts mehr zu holen.
RHCP eröffnen mit „Can’t Stop“ und „Dani California“. Anthony Kiedis hüpft Kiedis-mäßig auf der Bühne umher und muss nach den ersten Zeilen bereits nach Luft schnappen – ein Schema, dass sich durch das gesamte Konzert zieht. Der Sänger verschluckt Zeilen oder würgt Lieder ab, obwohl das Publikum sich gerade eingesungen hat. Er trägt ein Shirt, auf dem „Be Fresh Like A Fish“ steht – blanker Hohn.
Nein, auf den Nenner kamen Band und Menge nicht. Und das lag nicht an mangelndem Willen der noch unverbrauchten Zuschauer. Bassist Flea kündigte zu Beginn der Show zwar an, man wollte an diesem Abend „Liebe in der Welt verbreiten“. Doch die Liebe kommt von der Bühne gerade mal bis zum ersten Wellenbrecher. Die Peppers liefern ab, mehr nicht. Kontaktaufnahme zum Publikum verweigert die Band sogar, nachdem selbst „Scar Tissue“ nicht so richtig einschlagen möchte.[facebooklikebox titletext=’Folgen Sie uns auf Facebook!‘]
Vor der Zugabe kommt Flea im Handstand auf die Bühne. Szenenapplaus für einen Zirkustrick, in den der Bassist mehr Kraft investiert als sein Lead-Sänger in die darauffolgenden „Under the Bridge“ und „Give It Away“. Zuvor wurde das 2016er „The Getaway“ aus dem gleichnamigen Album zum völligen Rohrkrepierer, während „Snow“ aus dem schlimmen „Stadium Arcadium“ erstaunlich gut gealtert ist.
Die Show läuft so irgendwie durch, die Energie, die zumindest Flea am Bass und Chad Smith am Schlagzeug investieren, kommt nicht bei den Leuten an. Spürbar ist das besonders bei „Californication“ kurz vor Ende des Sets: Die Menge singt, natürlich tut sie das. Aber nicht ekstatisch, nicht verschwitzt und nicht in Eintracht mit der Band, die sich kurz zuvor sogar eine kurze Pause gönnt um konspirativ auf der Bühne zu tuscheln und – der Gedanke liegt nahe – das Set zu verkürzen.