8. März 1993: Beavis & Butt-Head übernehmen die Jugendkultur
Wie man eben so ist in der Pubertät: Man hängt mit Freunden ab, zieht sich Musikvideos rein, futtert Junk, rennt in Band-Shirts rum, will bei den Chicks punkten, findet ältere Jungs cool, spielt Frosch-Baseball, fackelt die Bude vom Nachbarn ab und kotzt auf seinen Hund.
Was Cobain zu sagen versucht, leben Beavis und Butt-Head vor und treffen damit 1993 den Nerv ihrer Generation wie die Faust aufs Nasenbein. Aus Langeweile, herrlich scheißegal unterwegs, ohne Perspektive oder elterliche Umsorgtheit, ohne jede Rücksicht auf fremde oder eigene Verluste und vor allem ohne schwerwiegende Konsequenzen fabrizieren die beiden einen degenerierten Unsinn nach dem anderen: Sie machen sich über ihre Mitschüler lustig, stottern während des Unterrichts die Riffs von „Breaking The Law“ oder „Symphony Of Destruction„, beschmieren Häuserwände mit Bandnamen, schnüffeln Farbe, schleudern sich selbst in der Waschmaschine, töten Heuschrecken per Motorsäge. Sie exerzieren Jackass im Zeichentrickformat und kichern während all dem dumpfbratzig vor sich hin. Damals gibt es im gesamten MTV-Sendesektor von Amiland bis Wanne-Eickel keinen Teenager, der das Lachen von Beavis und Butt-Head nicht kennt oder gar selbst nachahmt.
Schuld am Kult ist Mike Judge. In dessen gezeichnetem Kurzfilm „Frog Baseball“, der als Vorläufer von „Beavis & Butt-Head“ gilt, spielen zwei bis dato Unbekannte die Hauptrollen: ein Blonder mit Unterbiss und Metallica-Shirt sowie ein Dunkelhaariger mit zu hoher Oberlippe und AC/DC-Shirt. Als der Streifen auf große Beliebtheit stößt, erhält Judge von MTV den Auftrag, daraus eine Serie für den Musiksender zu produzieren. Beavis und Butt-Head starten ihren Siegeszug.
Der wichtigste Bestandteil jeder Episode: Die beiden nutzlosen Helden sitzen zu Hause auf dem Sofa, gucken echte Musikvideos und honorieren diese mit Kommentaren – die ihre Ignoranz gegenüber der Musikgeschichte in Verbindung mit ihrerjugendlich bornierten Denke widerspiegeln. Bezeichnend ist der Moment, in dem sie bei einem Video von Black Sabbath folgern, der Sänger könne unmöglich Ozzy Osbourne sein, da dieser ein „alter Furz“ sei. Butt-Head ordnet den harten Sound der Band unter Grunge ein, und auf seine Frage, ob sie aus Seattle käme, antwortet Beavis: „Nein, die sind aus Amerika.“