7 unvergessliche Konzert-Erlebnisse der Musikgeschichte
Virtuose Künstler, außergewöhnliche Performances und herausragende Bühnenpräsenz: Sehen Sie hier die sieben spektakulärsten Live-Auftritte, die Musikgeschichte geschrieben haben.
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Led Zeppelin im Madison Square Garden (1973)
Spätestens seit dem Erfolg des Albums „Houses Of The Holy“ demontierte Led Zeppelin sämtliche Kritiker-Behauptungen, die den Musikern fehlendes Talent attestiert hatten. Die Band füllte dadurch im Jahr 1973 mehrere Stadien mit überzeugten Blues-Rock-Fans – im Juli spielte Led Zeppelin sogar gleich drei Mal hintereinander in New Yorks Madison Square Garden.
Dass die Band live wie auf Platte einen Sog auf die junge Generation ausübte, erklärt sich Gitarrist Jimmy Page so: „Vielleicht hat es mit Straßenmusik zu tun sowie der Tatsache, dass die Leute sich zu Zep hingezogen fühlten, weil wir ihnen nicht ständig von allen Seiten aufgedrängt wurden. Wir haben immer das Beste gegeben, wenn wir auf die Bühne oder ins Studio gegangen sind. In den Medien waren wir nie wirklich, wir haben nie bei einer Fernsehsendung mitgemacht und im Radio ist die Zeit begrenzt, weil wir keine Singles aufnehmen.“ Für Robert Plant sei der Aufstieg eine überwältigende Zeit gewesen: „Die Geschwindigkeit, mit der wir uns bewegten, die kreativen Säfte, die flossen – das Ganze war ein Mix aus Adrenalin, Chemie, Euphorie… und es gab keine Bremsen.“
Diese Mischung lag auch bei den Konzerten in New York in der Luft. Alle drei Shows wurden aufgenommen und später als Konzertfilm mit dem Namen „The Song Remains The Same“ veröffentlicht. Robert Plant sowie Drummer John Bonham trugen deshalb an allen Abenden das gleiche Outfit, um spätere Unstimmigkeiten beim Schnitt zu vermeiden. Noch heute ist der Film der beste Beweis für Talent und entfesselte Bühnenpräsenz – Charakteristika, die Led Zeppelin in den Siebzigern zu weltweitem Ruhm verhalfen.
The Beatles im Shea Stadium (1965)
15. August 1965: Im Shea Stadium in New York sollten The Beatles ihre ersten Stadion-Erfahrungen sammeln. Dass dieses Konzert in die Rockgeschichte einging, war allerdings nicht dem Sound geschuldet – der war aufgrund der miserablen Lautsprecheranlage nämlich alles andere als hörenswert. Um den ging es bei Konzerten der Briten zu jener Zeit ohnehin nicht mehr primär. Vielmehr galten Konzerte dieser Größenordnung (55.600 Zuschauer) bis dato noch als völliges Novum.
Auch für die Beatles eine einzigartige Erfahrung: Sichtlich überfordert spielten sich John Lennon, Paul McCartney, Ringo Starr und George Harrison durch ihr aus zwölf Songs bestehendes Set – darunter Hits wie „Twist And Shout“, „A Hard Day’s Night“, „Help!“ und „I Feel Fine“. Sich selbst bei all dem Gekreische der völlig euphorischen Fans zu hören, war fast unmöglich. Ringo Starr denkt so an den einzigartigen Gig zurück: „Woran ich mich am meisten erinnern kann, ist die Tatsache, dass wir so weit vom Publikum entfernt waren. Außerdem war zu der Zeit das Schreien groß in Mode gekommen. Jeder kreischte. Wenn man sich das Videomaterial anschaut, kann man erkennen, wie wir auf das Ganze reagierten. Es war alles so riesig und sehr seltsam.“ John Lennon dagegen sah in der Show im Shea Stadium die Spitze des Erfolgs – so muss es sich wohl anfühlen, wenn man ganz oben ist.
Queen beim „Live Aid“-Konzert (1985)
Nicht weniger als der größte Live-Gig aller Zeiten – so empfinden zumindest Künstler, Journalisten und Branchenvertreter, die in einer BBC-Befragung den Auftritt von Queen bei Live Aid zum wichtigsten Konzert der Musikgeschichte erkoren haben. Und das nicht zu unrecht: Wenn 75.000 Menschen zu „Radio Ga-Ga“ klatschen und dabei selbst Zuschauer in den USA anstecken können, müssen Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon alles richtig gemacht haben.
Dabei hatte das internationale Benefizkonzert zugunsten Afrikas, das 1985 sowohl in Londons Wembley Stadium als auch in Philadelphia stattfand, mit Stars wie Bob Dylan, Led Zeppelin, Elton John und David Bowie noch einige weitere Highlights zu bieten. Doch schaffte es keiner, die Zuschauer wie Mercury zu mobilisieren – ein Talent, das Queen während ihrer gesamten Karriere stets einen Vorsprung verschaffte. Der Auftritt, bei dem auch Songs wie „Bohemian Rhapsody“, „We Are The Champions“, „Hammer To Fall“ und „We Will Rock You” zu hören waren, dauerte rund 20 Minuten und wurde von rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit via Satellit und Hörfunk verfolgt.
Für Queen, die noch kurzfristig zum Line-up hinzugekommen waren, bedeutete die Performance ein weiterer großer Erfolgsschub. „Jede Band sollte von diesem Gig lernen“, findet auch Dave Grohl: „Wenn du das Gefühl hast, dass diese Grenze überwunden ist, wirst du zu Freddie Mercury. Ich halte ihn für den größten Frontmann aller Zeiten. Er stand dort und hat seine Stimmübungen zusammen mit dem Publikum gemacht. So etwas Intimes, bei dem sie merken, dass er auch nur ein normaler Mensch ist.“
Jimi Hendrix beim Monterey International Pop Festival (1967)
Jimi Hendrix’ Bestimmung war es, Rock’n’Roll als Kunstform zu etablieren – und das schaffte er mit nur 24 Jahren und einem Auftritt beim kalifornischen Monterey International Pop Festival im Jahr 1967. Sein US-Debüt beging der Musiker im Rüschen-Shirt, Samtweste und knallroten Hosen.
Noch mehr als dieses Outfit blieb den Zuschauern aber seine feurige Showeinlage in Erinnerung. Hendrix übergoss seine Fender Stratocaster nach dem Song „Wild Thing“ mit Feuerzeugbenzin und zündete sie an. Während die Band weiter spielte, züngelten Flammen auf dem Instrument – der Gitarrist saß indes auf den Knien und beschwor sie, noch größer zu werden. Konzertfotograf Ed Caraeff drückte genau im richtigen Moment ab – sein Foto von Hendrix und der brennenden Gitarre ging um die Welt und schaffte es mehrfach aufs Cover des ROLLING STONE. „Als ich meine Gitarre verbrannte, war das wie ein Opfer. Man opfert die Dinge, die man liebt. Ich liebe meine Gitarre“, sagte Jimi Hendrix einst über den virtuosen Auftritt, der bis heute zu den beeindruckendsten Performances der Rock-Geschichte gehört. Davor hatten auch Kollegen aus der Musikbranche großen Respekt: „Jimi Hendrix hat die E-Gitarre zu einem ästhetischen Erlebnis gemacht“, so Pete Townshend von The Who. Und das, obwohl die Zeit mit einem der größten Künstler der Musikgeschichte so kurz war.
Nirvana beim Reading Festival (1992)
Mal abgesehen vom Regen, Wind und Schlamm war das Reading Festival Ende August 1992 ein Ereignis, an das sich viele Zuschauer noch gern nostalgisch verklärt zurückerinnern. Für Nirvana dagegen war der Headliner-Slot ein Kraftakt, für den sie sich zusammenraufen mussten. Bereits ein Jahr zuvor war die Band in Reading aufgetreten, doch seitdem war viel passiert: Kurt Cobain war Vater geworden, hatte eine Drogentherapie hinter sich und lebte inzwischen in Los Angeles, während Drummer Dave Grohl und Bassist Krist Novoselic noch immer in Seattle verweilten. „Die Band war in vielerlei Hinsicht zerrissen. Von uns wurde erwartet, dass wir wieder zusammenfinden, um diesen Gig zu spielen“, so Grohl.
Aus diesem Grund erlaubte sich Nirvana zu Beginn der Show einen auflockernden Scherz: Ein Freund der Band rollte den von der Klatschpresse gebeutelten Sänger mit einem Rollstuhl auf die Bühne, dabei trug Cobain ein Krankenhaushemd und eine blonde Perücke, die an seine Frau Courtney Love erinnern sollte. Krist Novoselic erklärte dem Publikum: „Mit der Unterstützung seiner Freunde und Familie wird er es schaffen“ – der Sänger erhob sich geschwächt aus dem Rollstuhl, aber plumpste zu Boden. Nach der kleinen Einlage schnallte sich Cobain die Gitarre um – ein Set mit 25 Songs, darunter „Breed“, „Sliver“, „Come As You Are“ sowie ein amüsantes „More Than A Feeling“/„Smells Like Teen Spirit“-Mash-up, folgte.
The Who beim „Isle of Wight“-Festival (1970)
1970 pilgerten mehr als eine halbe Million Besucher auf eine kleine Insel im Ärmelkanal. In bester Woodstock-Manier sprangen sogar etliche nicht zahlende Gäste über den Zaun, der das „Isle of Wight“-Festival umgab – dies brach damit sogar den Guinness-Rekord für die meisten Zuschauer bei einem Rockkonzert. Trotz Performances von Jimi Hendrix, The Doors und Joan Baez stach für die Besucher aber vor allem die dreistündige Show von The Who heraus, in der die gesamte Rockoper „Tommy“, ein Medley aus Coversongs („Shakin‘ All Over / Spoonful / Twist & Shout“) sowie frühe Hits wie „My Generation“ und „Magic Bus“ zu hören waren.
Bei der um 2 Uhr morgens stattfindenden Live-Performance, die später auch als eineinhalbstündiger Konzertfilm veröffentlicht wurde, zeigten sich die Mitglieder von The Who, darunter auch der 1978 verstorbene Drummer Keith Moon, in oberflächlich gesehen verzweigter, tatsächlich aber eigensinnig sortierter Rock’n’Roll-Bestform. Immer wieder war erkennbar, wie sich Roger Daltrey und Pete Townshend mit Harmonien inspirierten und sich gegenseitig zu neuen Höhen anstachelten. Moon schlug indes wie besessen auf sein Drumkit ein – nur Bassist John Entwistle verweilte stocksteif in seiner ganz eigenen Rhythmuswelt.
Für die Besucher des „britischen Woodstock-Festivals“ war all das natürlich ein Heidenspaß, der laut Warnschildern mindestens fünf Meter Abstand zu den Lautsprechern bedurfte. Trotz der katastrophalen Einlass-Situation, die den Festival-Organisatoren graue Haare bescherte, sollte vor allem diese Show den Besuchern noch lange im Gedächtnis bleiben.
Bruce Springsteen im Capitol Theater in Passaic, New Jersey (1978)
Dieses Heimspiel gilt bis heute als Meilenstein der Live-Geschichte: Im September 1978 traten Bruce Springsteen & The E Street Band im Rahmen der „Darkness“-Tour gleich an drei Abenden vor je 1.800 Zuschauern im Capitol Theater im US-Bundesstaat New Jersey auf.
Bis heute wird die Konzertreihe, die begleitend zum Album „Darkness On The Edge Of Town“ stattfand, als ein Höhepunkt in der von Highlights gespickten Live-Karriere des Musikers gehandelt, weil darin einfach so gut wie alles stimmte: Die Bühnenpräsenz und das unbändige Songfeuer des Musikers lodern in Songs wie „Racing In The Streets“ und „Thunder Road“ auf – wohl nicht zuletzt, weil besonders prägende und emotionsgeladene Orte der Vergangenheit so greifbar waren. Darüber hinaus glänzte Keyboard-„Professor“ Roy Bittan 1978 bei „Prove It All Night“ mit einem phänomenalen Gänsehaut-Intro, in das die ganze Band mitreißend einstimmte – das Publikum zeigte sich nach der epischen Zehn-Minuten-Performance vollends überzeugt, das wohl beste, weil energetischste Konzert der Band erlebt zu haben. Und auch wer nicht dabei war, fühlt sich dank des Live-Mitschnitts ins Capitol Theater versetzt.
Die Show am 19. September 1978 wurde damals live im Radio übertragen und ist noch heute bei Bootleg-Fans ein beliebtes Sammler-Juwel, weil es die einzigartige Stimmung und unverfälschte Seele transportiert, die Springsteen-Anhänger an Live-Konzerten des Künstlers schätzen.
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