6 Fragen an Clueso – „höchstens mal ein Weinchen“
Mit „Handgepäck I“ hat Clueso ein neues Album „im Gepäck“. Hier stellt sich der Songwriter unseren Fragen.
Sein neues Album „Handgepäck I“ hat Clueso unterwegs aufgenommen, mit einfachen Mitteln und von allem Ballast befreit. Der Erfurter Songwriter über …
LEICHTES GEPÄCK
Ich reise mit ganz wenig Gepäck. Zwei, drei Shirts, Socken, Unterhosen, ganz wenig Kosmetikartikel, ein Gedichtband (zurzeit Mascha Kaleko: „Das lyrische Stenogrammheft“), Kabel und Adapter, das war’s. Notfalls kann man unterwegs was kaufen. Ich bin niemand, der sicherheitshalber noch einen Pullover nach Thailand mitnimmt. Ist immer gut, nur einen kleinen Koffer dabei zu haben, um flexibel zu bleiben.
REISEN
Ich unterscheide zwischen Reisen und Urlaub. Wenn ich kein Ziel habe, wie auf Tournee, dann liebe ich die Freiheit, etwas zu entdecken. Einfach irgendwo länger zu bleiben als geplant. Sehr spontan zu sein. Das müssen Leute aushalten können – ich sage dann schon mal um 15 Uhr: „Unterkunft für heute habe ich noch nicht.“ Da entsteht manchmal auch Panik bei Menschen, die das nicht gewohnt sind, aber ich mag es so.
WARTEN
Ich brauche auf Tournee viel Ruhe, um mich zu regenerieren. Meine Stimme braucht immer etwas, bis sie wiederkommt. Und ich gebe auf der Bühne immer alles, bin nicht so darauf bedacht, mit den Ressourcen hauszuhalten. Zum Glück lebe ich nicht mehr so den Rock’n’Roll wie früher, das würde ich nicht schaffen. Auf Tour trinke ich fast gar nichts mehr, höchstens mal ein Weinchen.
ABSCHIEDE
„Abschied nehmen fällt mir nicht mehr schwer“ – die Zeile von Ronny Trettmann (aus dem Lied „Billie Holiday“) trifft das Musiker-Leben genau. Ich kann das inzwischen auch sehr gut. Wir treffen ja so viele Leute, und manchmal sieht man sich jahrelang nicht, obwohl man gern mehr zusammen hängen würde. Aber so entstehen auch viele kleine Zuhause in der Welt. Ich kann nach Jahren irgendwohin oder zu irgendwem zurückkommen, und es ist genau wie vorher.
NEUANFÄNGE
Nach dem letzten Album „Neuanfang“ passt es chronologisch gut, wieder was ganz Anderes zu machen. Noch einen draufsetzen wollte ich nicht. Alle machen immer alles größer – die Shows, die fetten Beats –, und die Platten werden immer kürzer. Dann mache ich doch jetzt ein langes Album und alles ganz klein! Wie haben die Kings Of Convenience gesagt? Leise ist das neue Laut.
HIDDEN HITS
„Dünnes Eis“ sollte schon auf das eine oder andere Album, aber ich dachte, ich entziehe meiner „Handgepäck“-Idee, die ich ja schon länger hatte, den Nährboden, wenn ich nicht ein paar starke Säulen habe. Man braucht mindestens vier sehr gute Songs, dann wird aus den Skizzen drumherum auch was. Dann hat man genug Energie für ein Album.