Die Geschichte der CD in 20 faszinierenden Fakten
Fast die Hälfte ihrer bisherigen Karriere wurde der CD der baldige Tod vorausgesagt. Doch die Silberscheiben sind buchstäblich robuster als geglaubt.
Als Jahrhundert-Dirigent Herbert von Karajan vor vier Jahrzehnten die Vorzüge der CD vorstellte, dieses gerade einmal 16 Gramm wiegendes Stück gespritzten Schimmerplastiks, sprach er euphorisch von einem „Wunder“.
Auf eine Compact Disc passten plötzlich 74 Minuten Musik (wie es der Mythos so will, ausgerichtet an einem der berühmtesten Musikstücke der Klassikgeschichte, aber dazu in den Fakten mehr), die Scheibe nahm weniger Platz weg und Kratzer machten ihr, im Gegensatz zur fragilen Schallplatte, kaum etwas aus.
In den ersten Jahren ihres Erscheinens sorgte die CD naturgemäß für einen Boom. Die Plattenfirmen machten ein fast schon unverschämtes Geschäft schon allein deswegen, weil nahezu alle Plattensammler irgendwann dazu übergingen, ihre Vinyl-Kollektion komplett auszutauschen.
Auf einen ähnlichen Effekt hätten sie sicher auch im Übergang zum digitalen Zeitalter gehofft. Der Markt entwickelte sich, wie wir wissen, anders: Streaming und Downloads sind zur Normalität geworden, Vinyl wandelte sich zum Objekt der Begierde von Audiophilen und selbst die Kassette scheint der CD als nostalgischer Fetischgegenstand den Rang abzulaufen.
Was also bleibt von der Compact Disc neben ihrem unglückseligen Beitrag zur Plastikvermüllung der Welt? Wir haben eine kleine Geschichte der CD in Faktenform zusammengetragen.
Was man über die CD wissen muss
► Die historisch verbürgte erste Vorstellung einer CD war am 8. März 1979. An diesem Tag zeigte Philips die ersten Audio-CDs und dazu auch gleich einen CD-Spieler-Prototypen.
► Insgesamt vier Jahre hatten Forscher damit zugebracht, ein perfektes Klangerlebnis hinzubekommen. Gleich mehrere Konzerne konkurrierten um die Chance, als erster mit den CDs auf den Markt zu kommen. Schließlich arbeiteten Philips und Sony gemeinsam an dem Projekt, das vor 40 Jahren – am 15. April 1981 – von Dirigent Herbert von Karajan auf der Berliner Funkausstellung vorgestellt wurde. Wichtig für die Weiterverbreitung der CD war die frühzeitige Einigung auf einen Weltstandard.
► Philips hatte schon in den späten 60er-Jahren damit begonnen, eine erste Grundlagentechnologien zu entwickeln, um mit Hilfe eines eng gebündelten Laserstrahls digital abgespeicherte Daten abzulesen.
► Ende der 70er hätte es mit der Markteinführung der CD schon sehr viel schneller gehen können. Doch die Plattenfirmen verdienten sehr gut mit den Schallplatten und scheuten die Einführung des neuen Mediums, auch weil eine Wirtschaftsrezession die Risikobereitschaft senkte, die damit verbundenen hohen Entwicklungskosten zu investieren.
► In der Theorie umfasst die CD 74 Minuten abgespielte Musik, das entspricht einem Datensatz von 650 MB.
► Die 74 Minuten gehen, so will es zumindest der Mythos, theoretisch auch darauf zurück, dass Norio Oga, Ende der 70er Vizepräsident der Firma Sony und einst Opernsänger, unbedingt Beethovens 9. Sinfonie auf einem einzigen Tonträger haben wollte. Tontechniker von Sony orientierten sich dafür an der längsten Fassung, die existierte.
► Wann wurde die erste CD produziert? Die ersten Scheiben für den Weltmarkt wurden der Legende nach am 17. August 1982 hergestellt.
► Welches Album ging als erstes in CD-Produktion? Die Wahrheit wird hier wohl nie zu erfahren sein, weil sich anscheinend niemand notierte, was zum Produktionsstart hergestellt wurde. Doch sicher ist, dass „The Visitors“ von ABBA eine der ersten Platten war, die auf der Silberscheibe veröffentlicht wurden – und zwar im November 1982.
► Als die ersten CDs auf den Markt strömten, gab es allerdings noch kaum CD-Abspielgeräte. Die ersten Modelle erschienen im Oktober 1982 und kosteten 2000 DM und mehr. Die ersten CDs im Handel kosteten zwischen 35 und 40 DM. Die Preise sanken in den Folgejahren deutlich.
► In den USA wurde „Born in the USA“ von Bruce Springsteen zur ersten Platte, die auf CD herauskam – herausgegeben von der Firma CBS. Zuvor hatten die USA CDs lediglich importieren lassen.
► Woraus besteht eine CD? Kurz gesagt aus einem durchsichtigen Trägermaterial, oft aus Polycarbonat, das mit Spritzgussmaschinen geformt wurde. Dazu kommt eine bedampfte Aluminiumschicht, Lack und einer Spur, die 85 Prozent des Materials bestimmt und auf der das „Programm“ gespeichert ist.
► Können eigentlich unendlich viele Musikstücke abgespielt werden? Nein! Tatsächlich passen mit Hinsicht auf ihre Datenbegrenzung von 650 MB lediglich 99 Musiktitel auf die CD, abgespeichert in einem mit Zeitcode eingelagerten Inhaltsverzeichnis (dem so genannten TOC, table of contents).
► Wie werden die Daten gespeichert? Daten werden auf der Compact Disc mit Hilfe einer Spiralspur gespeichert. Diese besteht aus „Pits“ (Gruben) und „Lands“ (Flächen), die auf dem Material (in den meisten Fällen Polycarbonat) aufgebracht sind. Die Spiralspur hat etwa eine Länge von fünf bis sechs Kilometern.
► Wegen der spiralförmig angeordneten Datenspur wird die Drehzahl der CD während des Spielens variiert. Beim ersten Musikstück beträgt diese Drehzahl ca. 500 Umdrehungen pro Minute. Zum Abschluss sind es nur noch etwa 200 Umdrehungen pro Minute.
► Und wie wird die CD gelesen? Die Informationen werden, kurz gesagt, im Abspielgerät von einem Laser durch die Aluminium-Trägerschicht abgetastet. Durch die Pit-Struktur wird das Licht verschieden reflektiert und von Fotodioden aufgefangen. Diese formen die Reflexionen zu elektrischen Signalen. Wem das alles zu kompliziert ist, der bekommt HIER eine optimale Erklärung, die auch Kinder verstehen.
► CDs gibt es in verschiedenen (Daten-)Größen. Von der Visitenkarten-CD über die Mini-CD bis hin zu Formaten, die 700-900 MB fassen können. Die am weitesten verbreitete Version ist jene mit einem Durchmesser von 120 mm und 15 Gramm Gewicht.
► Was für Zeichen befinden sich auf der Innenseite der CD? Zu sehen sind dort Kennzeichen für das Label, das CD-Presswerk, eine Katalognummer, eine Kennnummer der International Federation of the Phonographic Industry und ein Ländercode.
► Das Logo mit der Beschriftung „Compact Disc Digital Audio“ wird durch die Firma Philips lizenziert.
► Den Höhepunkt erreichten die Verkaufszahlen der CD übrigens in Deutschland nicht in den 90ern, sondern erst 2001. In diesem Jahr wurden etwa 133 Millionen Silberscheiben an Frau und Mann gebracht.
► Bis heute sammelt das Deutsche Musikarchiv in Berlin angeblich von jeder CD, die hierzulande seit 1983 veröffentlicht wurde, ein Exemplar.