37. She Said She Said
Autor: Lennon | Aufgenommen: 21. Juni 1966 | Veröffentlicht: 28. Juli 1966
Nicht als Single veröffentlicht
Der letzte Song, der für „Revolver“ aufgenommen wurde, beginnt mit dicker Luft: Lennon geifert gegen Schauspieler Peter Fonda, der ihm auf einem gemeinsamen LSD-Trip mit seinem Todes-Geschwafel auf die Nerven gegangen war. Als Basislager für ihre Konzerte in Oregon, San Francisco und in der „Hollywood Bowl“ hatten die Beatles im August 1965 ihre Zelte in Los Angeles aufgeschlagen. An einem Nachmittag kam Fonda – zusammen mit Roger McGuinn und David Crosby von den Byrds – zu ihrem Haus im Benedict Canyon und hatte LSD mitgebracht. Als Harrison auf seinem Trip das Gefühl beschlich, er müsse sterben, meinte Fonda, er solle sich keine Sorgen machen. Er selbst habe als Kind bei einer Operation eine Begegnung mit dem Tod gehabt: „I know what it’s like to be dead.“ Lennon, selbst nicht Herr seiner Sinne, wollte Fonda an die Gurgel.
Die bitteren Erinnerungen an den Trip blieben. Lennon nannte den Song zunächst „He Said He Said“, zitierte zu Beginn Fondas Worte, um dann zum Gegenschlag auszuholen: „I said ‚Who put all that crap in your head?'“ (Bei der späteren Version klingt er dann etwas konzilianter: „Who put all those things in your head?“) Lennon spürte wohl auch, dass er sich mit dem Affront verrannt hatte. Er ließ den Song ein paar Tage liegen und baute dann ein Element ein, das nicht nur rhythmisch aus dem Rahmen fiel, sondern auch die Aggressivität des Songs mit einem Moment kindlicher Unschuld konterkarierte. Untermalt mit süffigen Harmonien und Starrs schwungvollem Drumming entwickelte sich „She Said She Said“ zu einer philosophischen Betrachtung über das Ego und die Unsterblichkeit.
Ihr Aufenthalt in Kalifornien war nur kurz, aber in Los Angeles und San Francisco sollte der Flashback dieser psychedelischen Episode noch lange nachhallen. Was immer die Beatles veröffentlichten, hinterließ in der hippen Musikszene einen nachhaltigen Eindruck. Ob Beach Boys, Love oder Grateful Dead: Der Westcoast-Pop-Sound der kommenden Jahre ließ sich direkt auf „Revolver“ zurückführen.
Auf dem Album: „Revolver“