360 GRAD EMOTIONEN
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das gilt gleichermaßen im wahren Leben wie für das Konsumverhalten in der Unterhaltungsbranche. Anders ist es nicht zu erklären, dass Depeche Mode („Wo sind die Hits?“, fragte Birgit Fuß im letzten Heft) bereits in der ersten Woche nach Veröffentlichung ihres etwas mühsamen Albums „Delta Machine“ einen Dreijahres-Verkaufsrekord im deutschen Chartswesen aufstellen konnten. DM-Fans sind halt treue Seelen. Das verbindet sie mit jenen der Toten Hosen, die ihrerseits ebenfalls von einem pekuniären Rekord zum nächsten eilen. Mehr noch trifft obige Weisheit für eines der verfemtesten Genres überhaupt zu: den heimischen Schlager, der dank verkürzter Rocklängen (Helene Fischer, Andrea Berg, Sylvia Martens et al.) oder cleverer Hardrock-Spielchen (Heino) problemlos den Anschluss zu Timberlake oder Bowie halten kann. Nur musikalisch etwas anders halt. Der Online-Dienst Meedia.de attestierte Fischer angesichts der massiven crossmedialen Verwertung im TV gar das Zeug zur „deutschen Céline Dion“. Und nachdem böse Nazis den Tourbus von Andrea Berg undercover für ihr sinistres Treiben angemietet hatten, bleibt auch La Berg in aller Munde. Wenn jetzt die Songschreiber noch zur guten, alten Katja-Ebstein-Qualität der Siebziger auflaufen könnten, wäre das Wunder am heimischen Herd perfekt.