30 Jahre ROLLING STONE: So war die große Party in Berlin

Zum 30-jährigen Jubiläum lud der deutsche ROLLING STONE nach Berlin ein: mit Sven Regener, Christin Nichols und vielen anderen Gästen. Eine Feier der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Schon auf dem roten Teppich bekam man eine Ahnung davon, dass hier etwas Großes gefeiert wird: Auf einer Häuserwand im Hinterhof strahlten verschiedene ROLLING-STONE-Covers auf die ankommenden Gäste hinab, morphten ineinander und zeigten einen Bruchteil der Bandbreite des Magazins: von Muhammad Ali bis Barack Obama, von Bono bis Eminem, von Jan Delay bis Conchita Wurst.

Der deutsche ROLLING STONE ist gerade 30 Jahre geworden, das Jubiläumsheft lag natürlich auch im „Prince Charles“ in Berlin aus. Doch zum Durchblättern kam man kaum, weil so viele Leute gekommen waren und sich alle viel zu sagen hatten. Die Autoren natürlich mittendrin: Maik Brüggemeyer war beeindruckt davon, wie eindrücklich Jan Müller (Tocotronic) von seinem Interview mit Wolf Biermann erzählte, die Musiker von Isolation Berlin unterhielten sich angeregt mit Jan Jekal.

Arne Willander traf endlich mal wieder Jörg Feyer – die beiden haben schon an der ersten Ausgabe im November 1994 mitgeschrieben. Doch es sollte kein Nostalgie-Abend werden, sondern einer, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Musik feiert – wie es eben zum ROLLING STONE passt.

Zum Auftakt wurde der Spieß einmal umgedreht: Seit 30 Jahren interviewen wir immer wieder gern eine unserer Lieblingsbands, Element Of Crime. Und nun stellte deren Sänger Sven Regener ausnahmsweise uns die Fragen – die Kernredaktion war mit Chefredakteur Sebastian Zabel und Maik Brüggemeyer, Birgit Fuß, Sassan Niasseri und Arne Willander auf der Bühne vertreten.

„Dann wurde es Bono“, erzählte Regener lakonisch

Es sei ja schon eine Zumutung, gleich mit fünf Leuten reden zu müssen, sagte Regener zu Beginn scherzhaft – Journalisten setzt man schließlich auch nur selten eine komplette Band vors Mikrofon. Aber dann wurde es doch launig, als über die komplizierten Anfänge geredet wurde, die besondere Stellung des ROLLING STONE im Musikmedienmarkt – und natürlich erinnerte sich Regener auch noch daran, dass wir mal eine Titelgeschichte mit Element Of Crime machen, aber nur ihn auf dem Cover haben wollten, was er damals abgelehnt hat. „Dann wurde es Bono“, erzählte Regener lakonisch. Denn der hatte kein Problem damit, als Stellvertreter für seine Band allein dazustehen. So kann’s gehen.

Die ROLLING-STONE-Redaktion im Gespräch mit Sven Regener

Anschließend bezauberte Christin Nichols mit einem starken Auftritt – die Sängerin und Schauspielerin spielte einige Songs von ihrem neuen Album „Rette sich, wer kann“, aber auch ihren Hit „Today I Chose Violence“. Ihre beeindruckende Energie übertrug sich auf den inzwischen proppenvollen Saal. Ebenso bei Adesse: Der Berliner macht beim Community-Projekt „IQOS Unexpected Voices“ mit, das Nachwuchsmusiker:innen fördert und berichtete ein bisschen davon, zeigte dann aber vor allem, was er selbst drauf hat: eine ganz eigene Mischung aus Soul, HipHop und Pop.

Starfotograf Olaf Heine guckt sich das Werk eines anderen Starfotografen an: Thomas Kretschmann gestaltet seit langem die letzte Seite im ROLLING STONE, eine Auswahl der Bilder des Hollywood-Schauspielers hing im „Prince Charles“. Sarah Farina, Juan Atkins und Digitalism sorgten hinterm Bowers&Wilkins-DJ-Pult für einen fantastischen Sound. Roman Knizka zeigte Tanzbein.

Selten kam so viel leidenschaftliches Fachwissen an einem Ort zusammen

Wer nicht tanzte, der plauderte: Universal-Chef Frank Briegmann unterhielt mit Sven Regener, die DJs Westbam und Eric D. Clark umarmten sich innig, auch Filmregisseur Detlev Buck, Warner-Music-Chefin Doreen Schimk, Nilz Bokelberg (mit Phil-Collins-Shirt!), Leslie Mandoki (mit dickem Burger) und Thees Uhlmann wurden im Getümmel gesichtet. Der inoffizielle Preis für das tollste Kleid ging an No Angel Nadja Benaissa, der Preis für die eindrucksvollste Kutte an Detroit-Techno-Legende Juan Atkins – und bei einer gar nicht repräsentativen Umfrage, was wohl das Album des Jahres werden könnte, nannten überraschend viele Leute Fontaines D.C..

Selten kam so viel leidenschaftliches Fachwissen an einem Ort zusammen, Journalist:innen, Label-Leute und Musiker:innen hatten sich viel zu erzählen. Am Ende tanzten alle zu „Don’t Look Back In Anger“ – ein passendes Finale für einen furiosen Abend.

Marcus Glahn Marcus Glahn für Mediahouse Ber
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