„Der Pate – Teil III“: Keine Patenlösung
1990 brach Francis Ford Coppola sein Versprechen: Der dritte Teil seiner „Godfather“-Reihe kam in die Kinos.
Die Geschichte von „Der Pate III“ ist eine Geschichte der Kuriositäten. Es ist der Film, der niemals sein sollte. Francis Ford Coppola hatte geschworen, dass es keinen weiteren „Paten“ geben würde – und das war sehr klug, denn natürlich gab es keine Möglichkeit, seine beiden Meisterwerke zu übertreffen. Es gab aber die Möglichkeit, die Saga der Corleones weiterzuerzählen. Und weil Coppola mäßige und mäßig erfolgreiche Filme gedreht hatte, falsche Entscheidungen gefällt und in Weinberge investiert hatte (manche sagen, er sei selbst ein Weinberg geworden), ließ er sich zu dem dritten Film überreden. Vor 26 Jahren kam er in die Kinos.
Es mangelte nicht an Geld und gutem Willen. Coppola wollte. Mario Puzo wollte. Paramount wollte. Al Pacino wollte. Der Kameramann Gordon Willis wollte auch. Natürlich hatten sie keine Chance. „Der Pate III“ hat MOMENTE, er erzählt die überladene, undurchsichtige und eigentlich bekloppte Geschichte natürlich als Tragödie und italienische Oper – weshalb es allzu naheliegend ist, dass das tragödienhafte Opernfinale in und vor einer Oper stattfindet. Gordon Willis hat den Bildern jene goldbraune Patina verliehen, die an Alte Meister denken lässt. Diane Keaton und Thalia Shire spielen wieder mit, dazu Eli Wallach, Andy Garcia und HELMUT BERGER, die jungen Bridget Fonda und Sofia Coppola. Es ist viel Talent versammelt, es sind große Namen.
Aber dann sieht man Al Pacinos Gesicht und mehr noch seine Frisur, und man weiß gleich, dass er nicht mehr der Mann ist, der 1974 verlassen im Garten seines Anwesens am Lake Tahoe saß. Er ist jetzt in New York, ihm wird von der katholischen Kirche irgendein Eumel für die Unterstützung sizilianischer Familien verliehen – wen soll er auch sonst unterstützen? Pacino bringt die Last der vielen Rollen mit, die er nach 1974 gespielt hat: Er bringt „Scarface“ mit, „Sea Of Love“ und „Revolution“ und „Dog Day Afternoon“, und das ist ganz schlecht. Al Pacino ist jetzt PACINO, nicht Michael Corleone, aber er will verzweifelt noch einmal der Pate sein, er will auch den Oscar, und er strengt sich furchtbar an, und man merkt es so sehr, dass es schmerzt.
Sieben Nominierungen, aber keinen Oscar bekommen
Es wird wieder die Hand geküsst, alte Leute sitzen in Hinterzimmern und tun bedeutungsvoll, Andy Garcia übertreibt es als ungestümer Neffe Michael Corleones. Diane Keaton als Kay läuft wieder herum, der Sohn ist jetzt Opernsänger. Es wird gefeiert und getanzt, aber wenn beim Paten gefeiert wird, dann ist natürlich Gefahr im Verzug. „Der Pate III“ erzählt davon, wie Michael aus dem Geschäft aussteigen will, wie er es schon im zweiten Film wollte, und ein anderes Geschäft beginnt, nämlich mit einer Immobilienbank des Vatikan. So verlagert sich der Film nach Rom. Die Katholiken wollen Michaels Geld, aber sie wollen nicht ihn, und die Mafiabosse wollen nicht, dass er aussteigen will, und am Ende wollen ihn alle loswerden. Loswerden ist das Thema seines Lebens.
Der Papst wird umgebracht – das ist eine pompös und lahmarschig inszenierte Imagination der Gerüchte um den Tod von Johannes Paul I. im Jahr 1978. Michael Corleone kriecht zu Kreuze, er BEICHTET. Andy Garcia hat in der Küche etwas mit seiner Kusine und einem Gemüsemesser. Er ist immer sehr wütend, denn er soll ja der Sohn von Michaels totem Bruder Sonny sein, der ein Heißsporn war.
Sofia Coppola geht wie angestochen durch den schier endlosen, marmorn ausgestatteten Film. Sie bekam die Goldene Himbeere für ihre Darstellung – aber eigentlich ist sie die einzige glaubwürdige Figur in „Der Pate III“, denn sie zeigt: Ich verstehe diesen Film nicht. Ich komme darin vor, ich tue, was mir gesagt wird, denn Francis ist mein Vater und ein Genie, aber irgendwie ist ihm der Kram entglitten. Es gab noch einmal sieben Oscar-Nominierungen, doch keinen einzigen Preis. Gordon Willis wurde wieder nicht ausgezeichnet.
Und Al Pacino sowieso nicht.