23 Arten, am Boden zu bleiben
Überrascht? Die mystischen Blonde Redhead sind doch Pragmatiker
So sehen junge Künstler in Hollywoodfilmen aus: zart, feingliedrig und ein bisschen weltabgewandt. Kazu Makino und Amedeo Pace sind ein Paar, gemeinsam mit Amedeos Zwillingsbruder Simone bilden sie seit bald 15 Jahren die New Yorker Band Blonde Redhead. „23“ heißt das neue Album, und man denkt bei dem Titel unwillkürlich an allerlei Verschwörungskram, vor allem an Robert Anton Wilsons „Illuminatus!“-Trilogie. Doch Sängerin und Gitarristin Kazu schüttelt bei solchen Assoziationen ungläubig den Kopf: „Im Studio habe ich zum ersten Mal in einem der ’11luminatus!‘-Bücher geblättert. Offenbar steht die 23 für schlimme Dinge. Das hat mich ein wenig schockiert, denn ich habe die Zahl ausgesucht: 23 ist die Nummer meines Appartements, und der Lautstärkeregler meiner Fernbedienung steht auf 23. Ich mag die Zahl einfach.“ Die sehr hübsche und sehr dünne Kazu sagt das stockend und mit schwerem japanischen Akzent – steht sie etwa unter Einfluss? Natürlich nicht, aber man möchte so gerne an ein Geheimnis hinter dieser Band glauben, deren Musik so dunkel und wohlklingend dahingleitet, wie es bei 4AD (dem aktuellen Label von Blonde Redhead) früher die Songs der Cocteau Twins taten. Doch Amedeo Pace. der mit grauen Locken und der lässig eleganten Garderobe aussieht wie ein Armani-Model im Vorruhestand, will nichts von Mysterien hören: „Ich finde, unsere Musik ist sehr klar. Wir können eben nur auf diese Art Musik machen. Wir haben nicht viele Optionen, deshalb arbeiten wir sehr praktisch, sehr fokussiert.“ Immerhin spricht er dann noch vom Instinkt, von dem Blonde Redhead sich beim Schreiben der Songs leiten lassen. „Es fällt uns schwer, zu beschreiben was wir mögen. Manchmal ist es nur ein Gefühl, und der Sound ist ein Teil dieses Gefühls.“ Klar, und Männern fällt es oft schwer, ihre Gefühle auszudrücken. Die Musik ist trotzdem toll.