23./24. Juli 1977: Erste WDR-Rocknacht in der Essener Grugahalle
„German Television proudly presents!“ Als Albrecht Metzger seine Ansage mit staatstragendem Blick gegen 23 Uhr in die WDR-Kameras spricht, steht der irische Blues-Derwisch Rory Gallagher bereits seit einer guten Viertelstunde auf der Bühne der Essener Grugahalle. Seine ersten drei Songs waren zwar nicht zu sehen, aber das ist nicht weiter schlimm, schließlich bringt diese Nacht vom 23. auf den 24. Juli 1977 eine sensationelle Neuerung: Erstmals sind Konzerte echter Rockbands ungeschnitten und in voller Länge im Fernsehen zu sehen – und im Hörfunk zu hören: Der stereophon gemixte Ton wird synchron auf UKW über die angeschlossene ARD-Senderkette übertragen. Mehr Musik geht nicht. Und so gerät diese erste aller Rocknächte zur Legende: In ganz Europa – neben der Bundesrepublik auch in Österreich, Irland, Dänemark, Norwegen und Schweden – versammeln sich jugendliche Fans mit ausreichenden Trinkvorräten vor Bildschirmen und riesigen Stereoboxen, um es bis in den frühen Morgen krachen zu lassen. WDR-Redakteur Peter Rüchel und die Seinen, allen voran Regisseur Christian Wagner sowie die Moderatoren Metzger und Alan Bangs, sollten sich in den kommenden Jahren um den Seelenfrieden einheimischer Musikfreaks verdient machen: Neben den Premierengästen Gallagher, Little Feat und Roger McGuinn brachten sie im Laufe der frühen „Rockpalast“-Jahre hochkarätige Acts auf die Essener Gruga-Bühne, darunter The Who, Kinks, Peter Gabriel, Mother’s Finest, Johnny Winter, Patti Smith, Van Morrison, Grateful Dead, Elvis Costello, The Police und viele andere mehr.