1999: Hape Kerkeling mischt VIVA auf
Für die damals 19-Jahre junge Moderatorin Milka Loff Fernandes hätte es eine ganz normale Interaktiv-Sendung ohne besonderen Aufreger werden sollen. Doch zu ihrem Leid wird sie von jemandem ins Fadenkreuz genommen, dem sie nicht gewachsen sein kann: Hape Kerkeling. Dieser betritt als Anführer der finnischen Rapper „R.I.P. Uli“, was von „ripuli“ stammt und übersetzt „Durchfall“ bedeutet, das Studio und bringt seine Bandkollegen Matti und Jaddi mit. Als offizieller Sinn und Zweck dieses Auftritts wird die Promotion ihrer Single „Helsinki Is Hell“ angegeben, zu der Hape alias Petri Danger Valkinnen auch ein entsprechendes Video im Gepäck hat – in Wahrheit jedoch geht es dem Komödianten um einen minutiös geplanten Lausbubenstreich für seine damalige Show „Darüber lacht die Welt“. Und der sitzt: Die drei Finnland-Eminems werfen mit Rüpeleien und Gangsta-Klischees um sich, dass es nur so knistert, singen „I’m A Damn White Nigga“, rülpsen von Herzen, gießen einem Studiozuschauer eine Dose Bier über den Kopf, schenken Milka ein T-Shirt, in das sie allesamt vor der Kamera hineinschneuzen, und erklären: „In Finnland kannst du nur zwei Sachen machen: fucking and fishing.“ Alle Versuche der zu bemitleidenden Moderatorin, die Situation zu entschärfen, bleiben selbstverständlich erfolglos, und so bleibt die Sendung komplett in Kerkelings Hand. Was als gelungener Lacher daherkommt, bringt jedoch auch eine nüchterne Erkenntnis mit sich: Die besagte Single erreicht Platz 45 der deutschen Charts, und Kerkeling demonstriert auf diese Weise, ob beabsichtigt oder nicht, wie berechenbar das Musikgeschäft funktioniert und wie leicht es fern jeglichen Qualitätsanspruchs auszunutzen ist. Und er verschafft sich selbst einen derart legendären TV-Moment, dass bis zum heutigen Tag über jenen Auftritt bei „Interaktiv“ gesprochen wird.