111 Songs: Trio – „Da da da“
In der Rolling-Stone-Beilage: "Pop in Deutschland" haben unsere Autoren 111 Bands und ihre besten Songs zusammengetragen. Andreas Borcholte erklärt, warum „Da da da“ von Trio einer davon ist.
Trio war wahrscheinlich die einzige Band, bei der selbst Rick Rubin nichts mehr zu reduzieren gehabt hätte. „Da da da“, einer der größten Hits der Neuen Deutschen Welle und oft als Blödelsong verlacht, ist ein Meisterwerk der Minimal Art und des Dadaismus. Hinreißend emotionslos dekonstruierten Sänger Stephan Remmler und Gitarrist Kralle Krawinkel, Trios Urzelle, die Konventionen des Love Songs: „Ich lieb’ dich nicht, du liebst mich nicht … Aha“, das brachte den Schwulst und Schwall des Schlagers, der sich Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger in seiner Blütezeit befand, lakonisch und entlarvend auf den Punkt. Das vordergründig niedliche, mit Casio-Spielzeugkeyboard verzierte Stück war avantgardistisch in seinem Umgang mit elektronischer Rhythmisierung, zugleich aber auch tief in einer anarchischen Punk-Attitüde verwurzelt.
Auf dem kongenial karg gestalteten Debüt-Album „Trio“ fand sich „ Da da da“ übrigens zunächst nicht, es wurde erst nach dem Charts-Erfolg der Single hinzugefügt und bildet bis heute die klangliche Ausnahme zwischen nicht minder grandiosen und minimalistischen Post-Punk-Nummern wie „Los Paul“, „Sunday You Need Love Monday Be Alone“ oder „Ja ja ja“. Gleichzeitig fanden Trio, die Ende der Sechziger mit Rolling-Stones-Coverversionen begonnen hatten, vor allem in „Da da da“ ihren definitiven Sound, die selbstbewusste, kontrollierte Reduktion, die später auch die Single „Anna – Lassmichrein Lassmichraus“ auszeichnete. Danach verabschiedeten sich Trio jedoch von ihrem Minimalismus-Konzept und wurden zu jener Schlager- und Ulkband, als die sie das Mainstream-Publikum immer schon betrachtet hatte, 1986 löste sich die Band desorientiert auf. „Da da da“ verkaufte sich weltweit rund 13 Millionen Mal. Ein beispielloser Höhenflug deutscher Pop-Kunst.