10 Gründe, warum „Star Wars“ die größte Kino-Saga aller Zeiten ist
"Star Wars“ ist wieder in aller Munde. Aber was macht die Faszination eigentlich aus? Hier sind zehn Gründe, warum dieses unbändige Epos der beste Stoff ist, der zum Popcorn zu haben ist.
4. DIGITALISIERUNG
George Lucas arbeitet nicht übertrieben gern mit Menschen, vor allem wenn sie ihm wie Harrison Ford (s. o.) seine Grenzen als Filmschöpfer vor Augen führen. Lucas mag von diesen Grenzen nichts wissen – er kann ja auch einiges. Freilich hat alles, was er kann, mit Oberflächenreizen, Effekten und Stimmungen zu tun. Das ist gar nicht als Tadel gemeint: Die „Star Wars“-Welt demonstriert von Anfang an, dass man aus nichts als Effekten einen massiven Kunstbrummer häkeln kann, denn die Handlung des ersten (also vierten) Teils ist ein Witz, die Figuren sind aus Pappe und die Mythologie dahinter aus dem Legendenlexikon. Hier gleicht Lucas aufs Haar dem Opernerneuerer Richard Wagner, der die Bevorzugung des Effekts vor allen Inhalten durch dasselbe Abgreifen der Stoffe in den Archiven bewerkstelligt hat, das ästhetische Trägergerüst für seine Schinken aber in Gestalt einer aufgeblasenen Theorie des Gesamtkunstwerks selbst basteln musste, während Lucas dieses Trägergerüst einfach von Computern errechnen lassen konnte. Knallt doch prall! Denken kann man ja hinterher wieder.
5. RELIGION
Auf dem Feld des Glaubens hat „Star Wars“ im Science-Fiction-, genauer: im Science-Fantasy-Sektor nur eine einzige ernsthafte Konkurrenz: Scientology. Mal abgesehen davon, dass die Scientologen ihren Firlefanz tatsächlich und buchstäblich als Religion praktizieren und dabei ihr Geld, ihre Arbeitszeit und ihren Verstand opfern, während die Jedi-Religion dazu dient, den Firlefanz von George Lucas realistischer aussehen zu lassen (eine Zivilisation, auch eine erfundene, braucht halt einen Glauben), gibt es mindestens zwei weitere Gründe, warum Meister Yoda entschieden mehr Vertrauen verdient als der Scientology-Prophet L. Ron Hubbard: 1.) Hubbards Schüler machen auf ihrem Trip meistens keine gute Figur, Tom Cruise im Gruselinterview und John Travolta in unvorteilhafter Gummimaske für die Hubbard-Verfilmung „Battlefield Earth“ (2000) sehen doch wie Hilfsschlümpfe aus verglichen mit Yodas Zöglingen Sir Alec Guinness, Liam Neeson und Ewan McGregor in ihren sexy Karate-Bademänteln. 2.) Hubbards Botschaft ist bescheuert: Finde deine Fehlprägungen mit einem Lügendetektor und irgendwelchen Hirnverrenkungsübungen! Yoda hingegen sagt Luke Skywalker im Sumpf einfach, wie es ist: Mach es oder lass es! Versuchen gibt’s nicht. Wenn schon Esoterik, dann bitte pragmatische.
6. LESBARKEIT
Darf man einen Film, der die Massen ins Kino locken soll, mit einem schriftlichen Prolog anfangen lassen? Mehr Text, als heute der längste Teaser für einen WWW-Artikel hat? Lucas hat es sich 1977 bei „Krieg der Sterne“ einfach getraut. Die Rechnung ging auf, und damit war bereits ein Problem gelöst, das im Internetzeitalter gerade erst erkannt wird: Wenn sich das, was man den Leuten zum Lesen gibt, in die Länge zieht und wenn es vor lauter Datenreichtum auch nach links und rechts in die Breite auseinanderfließt, wie kriegt man den Blick, der das alles entziffern soll, dann dazu, nicht die Übersicht zu verlieren? Die „Star Wars“-Antwort: Man schiebt die erledigte Länge und die gebändigte Breite einfach in die Tiefe nach hinten, in die dritte Scrolldimension, ja sogar in die vierte, die Vergangenheit. Wann gibt’s das als App für „Spiegel Online“? Mit Musik von Williams?