1. A Day In The Life
Autoren: Lennon/McCartney
Aufgenommen: 19. und 20. Januar,
3., 10. und 22. Februar 1967
Veröffentlicht: 30. Mai 1967
Nicht als Single veröffentlicht
Als sie „a day in the life“ aufnehmen waren die Beatles auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, vielleicht war es sogar die gelungenste Kooperation zwischen Lennon und McCartney aller Zeiten: „Am ganzen Album, aber besonders an, A Day In The Life‘ haben Paul und ich intensivst zusammengearbeitet“, sagte John Lennon dem ROLLING STONE 1970, als er die „Sgt. Pepper“-Phase rekapitulierte.
Nach ihrem Konzert in San Francisco, am 29. August 1966, hatten sich die Beatles endgültig von der Bühne verabschiedet. Da in den kommenden Monaten kein neues Material veröffentlich wurde, vermehrten sich die Gerüchte, es würde kriseln. „Die Leute in den Medien behaupteten, wir seien ausgebrannt“, so McCartney im Rückblick. „Wir wussten aber nur zu gut, dass das Gegenteil der Fall war.“
Mit „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ lieferten die Beatles ein Album voller psychedelischer Visionen ab, wobei „A Day In The Life“ – am Ende des Albums platziert – den Untergang der Welt zu beschwören scheint. Lennon singt über Tod und Zerfall, und er tut es mit einer geradezu gespenstischen Stimme. Seine Vocals wurden im Studio mit einem Effekt verfremdet, den Lennon sein „Elvis-Echo“ nannte. Eine Stimme über die Produzent George Martin im Jahr 1992 sagte: „Da läuft es dir eiskalt den Rücken herunter.“
Lennons Inspirationen kamen sowohl aus Zeitungen als auch aus seinem eigenen Leben: Der „lucky man who made the grade“ war Tara Browne, ein 21-jähriger Aristokraten-Sohn, der im Dezember 1966 bei einem Autounfall ums Leben kam; „The English Army had just won the war“ bezieht sich auf seine Filmrolle in „Wie ich den Krieg gewann“ – und in der „Daily Mail“ fand Lennon tatsächlich einen Artikel über die „4000 potholes in Blackburn, Lancashire“.
Er selbst hatte das Grundgerüst des Songs geschrieben, war aber überzeugt, dass noch etwas Elementares fehlen würde. McCartney hatte ein Fragment in der Schublade, das mit den Zeilen „Woke up, fell out of bed“ begann., ,Paul war wohl anfangs nicht so begeistert“, so Lennon, letztendlich trat McCartney aber nicht nur seine Zeilen ab, sondern lieferte auch die Idee, ein klassisches Orchester ins Studio zu holen.
Die Session am 10. Februar wurde als Party inszeniert: Gäste wie Mick Jagger, Keith Richards, Marianne Faithfull und Donovan wurden dafür eingeladen, das Studio mit Ballons dekoriert und die Musiker mit Hüten, Pappnasen und Gorilla-Tatzen ausstaffiert. Martin und McCartney, die dirigierten, forderten sie auf, mit der tiefsten Note ihres Instruments zu beginnen und auf der höchsten zu enden.
Zwei Wochen später fügten die Beatles den finalen Geniestreich, den donnernden Piano-Klang hinzu, der 53 Sekunden lang drohend in der Luft hängt. Martin hatte etliche Klaviere ins Studio schaffen lassen, wo alle gleichzeitig den E-Dur-Akkord spielten, während Toningenieur Geoff Emerick die Regler aufriss, um auch noch die letzten Klangnuancen einzufangen.
Die BBC hatte allerdings Probleme den Song zu spielen: kaum dass „A Day In The Life“ veröffentlicht war, kam er wegen der vermeintlich drogen-verherrlichenden Zeile „I love to turn you on“ auf den Index. Nicht ganz zu Unrecht: „Als George Martin später eine TV-Dokumentation über, Pepper‘ machte“, so McCartney rückblickend, „fragte er:, Was genau hat eigentlich, Pepper‘ ausgelöst?‘ Ich sagte:, Drogen. Pot. Sgt. Pepper‘ war definitiv ein Drogen-Album.“
Der Song war für die regulären Radio-Programme aber ohnehin zu extrem, und so sollte es Jahre dauern, bis er gebührend gewürdigt wurde. Wie so oft waren die Beatles auch hier ihrer Zeit voraus.
Auf dem Album: „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“