The Virgins
„The Virgins“
Man möchte die Virgins nicht mögen. Auf ihrem Debüt vermengen die New Yorker nicht nur eines der drei letzten Revivals- Rock, Eighties, Disco -sondern alle gleichzeitig. Das klingt wie Berechnung und allzu leichtes Spiel, und tatsächlich werden die Virgins derzeit herumgereicht, von einer Fashion Week bis ins Serienfernsehen.
Doch man kommt mit seinen Vorhalten nicht allzu weit. Donald Cumming, Wade Oates Nick Zarin-Ackerman und Erik Ratensperger schreiben unverschämt gute Lieder, der Sound des Quartetts ist nicht überdreht, sondern sehr liebevoll und, nun ja, stilbewusst. Es gibt Songs, die gleichzeitig an die Cars und die Strokes erinnern („Hey Hey Girl“), andere überführen die androgyne Disco der Scissor Sisters in die 80s-Pop-Rock-Welt von Rick Springfield.
Auch toll: „Teen Lovers“, das mit einem Madonna-Keyboard-Lick anfängt und dann in einen hymnischen Refrain mündet. Man könnte die Aufzählung fortführen- es gibt kein Lied auf diesem sehr vollständigen Album, das nicht wenigstens eine Wendung, ein Riff oder (meistens) einen Refrain hat, dem man sich entziehen kann. Die Virgins haben genug Bodenhaftung, um sich ihre hippen Stilmix erlauben zu können. Gönnen wir ihnen ihren Spaß. (Warner)
Jörn Schlüter