Pet Shop Boys
Super
X2/Rough Trade
Natürlich gibt es nichts Schöneres, als in eine euphorische Menge in einem überfüllten Club einzutauchen. Wir werden nie aufhören, so zu leben!, schrie Westbam in den 90er-Jahren, was dann doch nicht stimmte, und die Pet Shop Boys fügen dem ein „Remember those days“ hinzu, achtmal wiederholt in ihrem autobiografischen Song „The Pop Kids“. Das Tolle: Sie erinnern nicht bloß. Sie haben aus der kleinen Erzählung zweier Pop-Kids im Londoner Nachtleben einen fantastischen Pop-Track gemacht, der den House-Vibe jener Tage aufnimmt, ohne nach retrospektiver Verklärung zu klingen. „We were young but imagined we were so sophisticated/ Telling everyone we knew that rock was overrated“, singt Neil Tennant und hat recht.
Der Pop, der in England Ende der Achtziger aus den mit Acid House infizierten Nächten wuchs, war der Punk jener Tage. Und natürlich antirock. Mit „It’s Alright“ hatten Tennant und Lowe 1989 einen House-Hit gecovert, die Neunziger hindurch ließen sie sich davon leiten, ihr Meisterwerk „Behaviour“ erschien, das Statement „DJ Culture“ und der Welthit „Go West“, am Ende des Jahrzehnts klang „Nightlife“ wie ein Abschied davon.
„Super“ unterstreicht und konterkariert gleichermaßen Neil Tennants Behauptung, es gebe keinen zeitlosen Pop. Denn die zwölf Songs des Albums sind erkennbar im Gestern verortet und klingen astrein nach Heute. Wie bereits ihr letztes Album, „Electric“, hat Stuart Price produziert, der Mann hinter der britischen Elektropopband Zoot Woman. Es regiert der pure (Elektro-)Pop. Die 90er-Jahre werden explizit als Referenz genannt, und jenseits aller Reminiszenzen lassen Tennant und Lowe den kühlen Blick schweifen: „Twenty-somethings expectations, got a few/ Find an issue/ Get ahead/ Twenty-something, join the queue.“ Eine Kopfnuss für die Jungen, an die die Jugend bekanntlich verschwendet ist, um dann mit „Groovy“ die denkbar jubilierendste House-Hymne draufzusatteln.
30 Jahre nach ihrem Debüt demonstrieren Pet Shop Boys noch einmal ihre Klasse.