Gorillaz :: The Fall
Der Reiz des Brüchigen: Damon Albarns Skizzen aus dem Tourbus
Dies ist es nun also: das erste Album, das auf einem iPad entstanden ist! Oder hat Gorillaz-Mastermind Damon Albarn etwa auch geschummelt? Hinter „Little Pink Plastic Bags“, dem Track mit der größten Songstruktur, verbirgt sich nichts anderes als ein Cover von Steely Dans „FM“, und Nathan Haines steuert das jazzige 70er-Jahre-Saxofonsolo bei. Wir warten auf Meldung bei iCorrect.
14 weitere Stücke sind dann wirklich das, was der Herr Künstler als vertontes Tour-Tagebuch beschreibt – entstanden in 32 Tagen in Nordamerika, als Alternative zum branchenüblichen An-die-Hotelzimmerwand-Starren. Einige Stücke hat Damon Albarn alleine aufgenommen, andere mit Hilfe seines begleitenden Personals wie dem selbsterklärten „last soul man“ Bobby Womack („Bobby In Phoenix“) und Ex-Clash-Bassist Paul Simonon („Aspen Forest“). „The Snake In Dallas“, „Phoner In Arizona“ und „Seattle Yodel“ – es wimmelt nur so von Anspielungen auf die Reiseroute. Oft aber scheint Amerika gar nicht mehr, folgt man den futuristischen musikalischen Schnappschüssen, von dieser Welt.
Wie man auf Tour die Orte nicht wirklich erfassen und aufnehmen kann, so bleibt auf „The Fall“ vieles nur eine Skizze, ein flüchtiger Blick, ein erster (falscher?) Eindruck. Es knarzt, wabert, hallt. Ambient-Schnipsel treffen auf HipHop-Western, Massive-Attack-Beats wechseln mit klassisch inspirierten Soundtrackpassagen. Albarn nuschelt, tuschelt, fistelt. Nur selten kommt der Gorillaz-Groove von „Stylo“ oder „Feel Good Inc“ ins Rollen. Vielmehr macht hier der Gegensatz von brüchiger menschlicher Aktivität und perfekter Programmierung den Reiz aus.
„The Fall“ hat eher dokumentarischen Wert und fällt als direkter Nachfolger des Hitalbums „Plastic Beach“ aus der Wertung. Wer Momentaufnahmen liebt und gern Postkarten über banale Dinge liest – bitte! Vergnügungssteuer wird hierfür nicht erhoben. (EMI) Frank Lähnemann