Es muss ein Akt der Verzweiflung gewesen sein, als Ron Sexsmith sich auf Anraten des unbeseelten Gesangs­automaten Michael Bublé an den grobschlächtigen Produzenten Bob Rock wandte, um mit „Long Player Late Bloomer“ endlich ein Hit­album zu landen. Das war die abwegigste Paarung seit „H. P. Baxxter liest Erzählungen von Thomas Bernhard“. Zunächst wollte daher auch kein Label diese groteske Platte veröffentlichen – zu sehr Mainstream für die einen, zu kurios für die anderen. Zwischen den Stühlen schrieb Ron Sexsmith die zwölf Lieder für „Forever Endeavour“ – das stete Bemühen. Sie handeln von verpassten Gelegenheiten und persönlichen Niederlagen, von Abschieden und weintrunkenen Abenden zu Hause vor dem Plattenspieler. Der 48-jährige Kanadier wird dort wohl ganz klassisch Werke der Beatles, der Beach Boys und der Kinks aufgelegt haben, Alben von Bill Withers, Carole King und Van Morrison. Denn diese Vorlieben inspirierten schon immer seine Songs – die Melodien und den Soul, die Lakonie und die Melancholie. Mitchell Froom, der Sexsmiths Songs versteht wie kein Zweiter und (fast) all seine großen Alben produziert hat, hilft ihm nun auf „Forever Endeavour“ wieder, das Sentiment jedes Liedes einzufangen. Streicher, Bläser und Pedal Steel lassen „Nowhere To Go“ und „Lost In Thought“ bittersüß klingen, geben „Nowhere Is“ ein 60s-Pop-Flair und dem fantastischen „Blind Eye“ den nötigen Soul; eine Dixieland-Band marschiert durch das komische „Me Myself And Wine“, eine George-Harrison-Gitarre fährt in „She Does My Heart Good“, und „Back Of My Hand“ bekommt „Pet Sounds“-Gitarren und -Harmonien. Songs in an almost classical mode sind das, die perfekt die Balance halten zwischen Pop-Naivität und Gewitztheit, Zitat und Originalität. Long player, late bloomer.