Dirty Projectors
Swing Lo Magellan
Domino VÖ: 06. Juli 2012
Das New Yorker Dauerprojekt von Mastermind David Longstreth zerfällt seit 2002 regelmäßig in seine Einzelteile, um sich mit jeder weiteren Platte neu zu formieren. Was einst mit dem Soloalbum „The Graceful Fallen Mango“ als Singer/Songwriter-Katalog mit schrulligen LoFi-Nummern begonnen hatte, schraubte sich später hoch zu einer Hardcore-Punk-Interpretation von Black Flags „Damaged“. Eindeutiger könnte das Streben nach einer genresprengenden Popmusik kaum ausfallen. Da passt dann auch die hippieske EP „Mount Wittenberg Orca“ ins Bild, die Longstreth 2010 zusammen mit Öko-Aktivistin Björk für die Ozean-Initiative von „National Geographic“ eingespielt hatte. Ein eigenwilliger Kopf mit schwerer Schubladen-Allergie also.
Für seinen nächsten Winkelzug verzog sich der notorische Bastelbruder für zwölf Monate in eine abgeschiedene Klause nach Delaware. Mitglieder der aktuellen Band schauten gelegentlich in der Provinz vorbei. So entstand ein immenses Konglomerat, aus dem schließlich zwölf Songs für das sechste Album „Swing Lo Magellan“ destilliert wurden. Longstreth vertraut dabei durchaus auf klassische Folk- oder IndiePop-Strukturen, doch das wird ihm schon bald langweilig. Wenn etwa die feinen Chorstimmen von Haley Dekle und Gitarristin Amber Coffman zu feierlich klingen, kommt ein Störsignal daher. Geistesblitze zerschießen das Spiel der akustischen Gitarre. Handclap-Effekte lassen „Dance for You“ beswingt und heiter beginnen, doch statt durchgehender „Boogie down“-Stimmung kündigt sich unvermittelt ein episches Finale an. Analoges und digitales Schlagwerk poltert über Klimpergitarren und Geigenbögen. Kurzum: 1.000 und eine Idee, wie man Popsongs zu Kunstwerken umstricken kann.