Dan Mangan
Oh Fortune
City Slang VÖ: 25. November 2011
Die Holzfällerlieder des Kanadiers sind manchmal zu pathetisch.
Ich habe extra noch nicht nachgeschaut, wie Dan Mangan eigentlich aussieht – wegen Bilderflut, Vorurteil, Schubladen und so weiter. Er klingt jedenfalls so: leicht bärtiger Typ mit Mähne, verhinderter Biker, verletzter Träumer. Bob Seger mit „Urban Outfitters“-Hemd.
Einerseits hat er diesen überaus altmodischen Bärenbrüll-Sound in der Stimme, den man heute sonst nur noch bei christlichen Grunge-Rockern findet. Andererseits spielt sein neues, drittes Album „Oh Fortune“ in einer Art Zirkus-Boudoir-Szenerie, mit Geigen, Pauken, schiefen Trompeten und Kirchenschiffhall, also durchaus in der Zeit nach der Indierock-Aufklärung. Vielleicht trägt Dan Mangan also auch einen versoffenen Anzug mit roter Fliege. Oder ein Gutsknechtkostüm wie die Pausbäckchen von Arcade Fire.
Mangan ist 28, kommt aus Vancouver, klingt in der Tat auch ziemlich kanadisch, und seit 2003 hat er zwei Alben und EPs herausgebracht, die wohl nur vom engen David-Gray-Damien-Rice-Songwriter-Superfan-Zirkel wahrgenommen wurden. Jetzt hat Mangan eine gescheite Plattenfirma gefunden und sogar ein Stück komponiert, das man sich im Radio vorstellen kann. Es heißt „Post-War Blues“ und ist nicht nur für seine Verhältnisse ein Knaller, heiser gebissen, wild gepumpt. Obwohl er sich beim klassischen Holzfällerlied besser fühlt, so gut, dass er dabei schnell an den Tod denkt. „Burn my remains, my stuff, the same“, verfügt er in „If I Am Dead“, guttural geraspelt, zu Wandergitarre und weihnachtlich anschwellendem Summen und Sausen.
Ja, das Pathos macht’s leider oft ein bisschen kaputt bei ihm. Vom sehr dreidimensionalen Grizzly-Folk-Americana-Entwurf bleibt dann nur ein eher flaches Bild mit hohen Bergen und tiefen Wäldern. Aber zumindest der Gebrauchswert des Albums ist auch an den künstlerisch schwachen Stellen noch okay. Und: Romantische Haarmatte hat er doch nicht, mehr den Lustiger-Physiklehrer-Look. Kann er gut überbrüllen.
Beste Songs: „Post-War Blues“, „Daffodil“