Tracey Thorn
Tinsel And Tinsel
Strange Feeling/PIAS
Weihnachtsalben sind eine schwierige Übung. In Großbritannien und den USA haben sie eine lange Tradition, in Deutschland kennt man sie höchstens von Heino oder James Last. Aber egal, ob sich Elvis Presley, Bob Dylan oder Slade dem Genre annahmen – das Vergnügen ist meist fragwürdig. Tracey Thorn macht da keine Ausnahme: zwölf Songs, die sich in meist säuseligem Midtempo dem leise rieselnden Schnee, der Freude über dicke Strickpullover und dem Wiedersehen mit all seinen Lieben widmen, stellen eine harte Prüfung dar. Hätte sich die ansonsten sehr geschätzte Everything-But-The-Girl-Sängerin auf – sagen wir – „Joy“ und „Taking Down The Tree“ beschränkt und die beiden Lieder als Single veröffentlicht, fände sie einen würdigen Platz neben „White-“ und „Last Christmas“. Denn via „Joy“ startet ihr Album mit einem zeitlosen Weihnachtsseufzer, und es endet in dem hübschen Duett mit Scritti Polittis Green Gartside. Dazwischen liegen leider zehn weitere Songs unterschiedlicher Autoren (u.a. Randy Newman, Jack White, Sufjan Stevens), aber ähnlicher Temperatur. Bezeichnend, dass eine lakonische Weihnachtsabend-Beschreibung wie „Maybe I clear my junk or maybe I just get drunk“ noch ein „… on applewine“ braucht – und damit allen lässigen Witz wieder fahren lässt. Wie gesagt: schwierige Übung.