Alle James-Bond-Songs im Ranking
Von Matt Monro bis Billie Eilish: Alle Bond-Songs im Ranking
Mit „No Time To Die“ veröffentlicht Billie Eilish den Song zum 25. Bond-Film „No Time To Die“. ROLLING STONE hat die 26 wichtigsten James-Bond-Songs ab 1963 gelistet. Das Ranking:
26. Madonna: „Die Another Day“
Gute Bond-Songs leben von der Balance zwischen Orchester und Pop. Madonna aber setzte sich gegenüber den Filmproduzenten durch und nahm mit ihrem Produzenten Mirwais ein rein elektronisches Stück auf. Es klingt wahlweise nach Vorstadt-Disco oder Singen in den Blasebalg.
25. Alicia Keys und Jack White: „Another Way To Die“
Ein „Die“ im Titel macht halt noch keinen guten Bond-Song. Jack Whites Stimme ist gar nicht von Keys‘ zu unterscheiden. Schlagzeug und Gitarre zu laut. Kennen wir – von den White Stripes.
24. Sheryl Crow: „Tomorrow Never Dies“
Der bedauerlichste Fall, wenn auch nur das drittschlechteste Lied. Eine eigentlich eigenständige Sängerin ist hier nicht mehr wieder zu erkennen, sondern wird zum Bond-Maskottchen. Dramatik ohne Seele und Verstand.
23. Garbage: „The World Is Not Enough“
Wer den Song nicht kennt, aber sich vorstellen müsste, wie ein Stück klingen würde, dessen Chorus aus einem brutal gedehnt gesagten „The World Is Not Enough“ besteht – der käme auf genau diese Melodie von Garbage. James Bond aus dem Setzbaukasten. Lange beim Schreiben damit gekämpft, eigentlich müsste man sich das Wortspiel verkneifen, zu dumm, egal, raus damit: „Der Bandname ist Programm“.
22. Sam Smith: „Writings On The Wall“
Man sollte einen Song nicht nach einem langweiligen Titel beurteilen. Die Orchester-Fill-Ins sind jedoch ähnlich uninspiriert wie bei Garbage oder Adeles „Skyfall“. Smiths Wechsel in höhere Tonlagen passen nicht zu unseren Bildern von Bond. Vier Minuten warten auf einen guten Chorus, der nicht kommt.
21. Chris Cornell: „You Know My Name“
An sich eine gute Idee. Antrittsbesuch von Daniel Craig mit „Casino Royale“, flankiert vom „ganzen Kerl“ Chris Cornell. Das Lied selbst ist uninteressant, aber eines der besseren Stücke, die Cornell ausserhalb von Soundgarden veröffentlichte.
20. Tina Turner: „Goldeneye“
Der von Bono und The Edge komponierte Song teilt dasselbe Missverständnis wie Platz …
… 19. Adele: „Skyfall“
Es reicht eben nicht, eine „Dame“ mit „Orchester“ und „einem Bond-Preset-Hook“ zusammen zu werfen, und dann passt das schon. Die Dramatik zielt völlig ins Leere. Der Versuch, mit Adele 2012 wieder an alte Zeiten anzuknüpfen, „auf große Soulsängerinnen zu setzen“, ist gescheitert. Die besten Bond-Songs erinnern eben NICHT an John Barrys berühmtes Bond-Instrumental.
18. Sheena Easton: „For Your Eyes Only“
1981 verschuldete Bill Conti den ersten richtig schlechten Bond-Song. Was Sheena Easton da singt, klingt wie ein Outtake aus dem „Cats“-Musical.
17. Billie Eilish – „No Time To Die“
„You’ll Never See Me Cry / There’s Just No Time To Die“ – Interessant wäre es gewesen, bei der Produktion des Songs Mäuschen gespielt haben zu können. Welchen Ansprüchen musste Eilish genügen, welche Sounds integrieren, was forderten die Produzenten? Das Orchester klingt ein wenig nach Pre-Set, die alte 007-Melodieschule, aber Eilishs Intimgesang steht zum Glück im Vordergrund. Der Schluss-Akkord huldigt Barrys „007“-Thema; Hans Zimmer, Co-Komponist, könnte hier zu hören gewesen sein. Gitarrist Johnny Marr, ebenfalls beteiligt, leider nicht.
16. Gladys Knight: „License To Kill“
Die alte „Orchester plus Soulsängerin“-Formel funktioniert nicht so gut wie bei Shirley Bassey, aber bassey, äh, besser als bei Tina Turner, die sechs Jahre später mit „Goldeneye“ fast dasselbe Lied singt. Gladys Knight hat Renommee, aber nach ihr würden nur noch halbwegs hippere Musikerinnen engagiert werden.
15. Lulu: „The Man With The Golden Gun“
Der einzige nicht wirklich gelungene James-Bond-Song von John Barry. Das Lied ist zu hektisch. Trompetenfanfaren sollen Spannung erzeugen (etwas lächerlich), Lulu singt – Freud bis zum Abwinken – von Männern und ihren „mächtigen Waffen“. Die Verantwortlichen standen hier, Zeitgeist der frühen Siebziger hin oder her, völlig neben sich. Musical-Pappe.
14. Rita Coolidge: „All Time High“
Für „Octopussy“ von 1983 komponierte John Barry erstmals einen Schlager, man meint, hier überall ein Cocktailglas klirren zu hören. „All Time High“ – wann immer James in der Nähe ist. Es war die Zeit, in der Frauen noch als schwächer galten. Davon abgesehen: der erste ordentliche Song in dieser Liste. Er klingt kaum nach 007!
13. Lani Hall: „Never Say Never Again“
Dem Komponisten Michel Legrand hätte man vielleicht etwas Komplexeres zugetraut. Aber dieser von Lani Hall (der Sängerin von Sergio Mendes‘ „Mais Que Nada“) gesungene Bacardi-Jazz, in dem es um Sean Connerys Rücktrittsgedanken als Bond geht, baut eine Grundspannung auf.
12. Tom Jones: „Thunderball“
„He Always Runs, While Others Walk / He Acts, While Other Men Just Talk“ – der erste und bis heute einzige Bond-Song, bei dem der Interpret selbst so tough klingt wie der Doppel-Agent selbst. Als würde Bond hier persönlich singen, während er sich an sein Opfer heranmacht.
11. Matt Monro: „From Russia With Love“
Der auch zu seiner Zeit, 1963, schon altmodische Bond-Song setzt auf den Crooner-Effekt Matt Monros. Ein Gentleman, der Romantik der Action vorzieht. So verträumt sollten die Film-Songs danach lange nicht mehr klingen.
10. Shirley Bassey: „Diamonds Are Forever“
Die perfekte Balance zwischen Liebe (zu Diamanten, die einem treuer sind als Männer) und Call-To-Action (Mission erfüllen) spiegelt sich in den Tempowechseln des Songs perfekt wider. Titelstück von John Barrys wohl bestem Bond-Score und Basseys zweiter Agenten-Einsatz nach „Goldfinger“. Allein, der Erfolg ließ sich nicht wiederholen.
09. Radiohead: „Spectre“
Wer kann in die Köpfe der Bond-Produzenten hineinblicken? Statt dieses Songs entschied man sich für Sam Smiths „Writings On The Wall“. Radiohead wurden abgelehnt, zunächst mit dem perfekt passenden „Man Of War“, mit der Begründung, dass bereits existierende Lieder nicht zulässig sind (dies war ein Outtake der „OK Computer“-Sessions). Also setzten sie sich für „Spectre“ nochmals hin. Mit Thom Yorke und Kollegen hätte das Bond-Team sich die wichtigste Rockgröße seit Paul McCartney, 1973 mit „Live and Let Die“, angeln können. Chance vertan.
08. Shirley Bassey: „Moonraker“
Der dritte Einsatz von Shirley Bassey für Bond arbeitet weniger mit ihrer sonst demonstrativ herausgestellten Stimme als mit dem Gedanken daran, dass die Interpretin im Song vielleicht eine Sterbende ist. Umso mehr klingt das Lied nach Sehnsucht nach Leben.
07. A-ha: „The Living Daylights“
Die letzte Bond-Arbeit John Barrys – nach dem Streit mit A-ha um das Arrangement des Lieds – ist ein Meisterstück der Abmischung. Das Orchester feuert genau in den richtigen Momenten; die Popband setzt dem ein überwiegend akustisches Gewand entgegen. Der letzte große Bond-Song, 1987 veröffentlicht.
06. Shirley Bassey: „Goldfinger“
Die eigentliche Geburtsstunde des – nach dem eher zurückhaltend romantischen Matt Monro ein Jahr zuvor – maskulinen Bond-Songs. Das lustige Missverhältnis besteht hier darin: Bassey singt so sexy von Goldfinger, dem „Man with the Midas touch“, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sich dahinter Gert Fröbe verbirgt.
05. Carly Simon: „Nobody Does It Better“
Marvin Hamlisch komponierte diesen schönen Lounge-Pop, bei dem lediglich das Geschlechterbild etwas barock daherkommt: Die Männer schmeissen den Laden, die Frauen himmeln sie dabei an.
04. Nancy Sinatra: „You Only Live Twice“
Wären Lieder Tiere, dieses hier wäre ein Pfau. John Barry schrieb die Melodie unter dem Einfluss der Exotica Les Baxters, seiner westlichen Idee von asiatisch-pazifischer Musik. Für das Titelmotiv von „Midnight Cowboy“ bediente er sich erneut daraus.
03. Paul McCartney & Wings: „Live and Let Die“
Rock, Reggae und ein wenig „Let It Be“: Drei Jahre nach Auflösung der Beatles bewiesen McCartney und Produzent George Martin, wie Action und Herz sich ein Lied gemeinsam teilen können. Eine völlig neue Art des Blockbuster-Songs, dessen plötzliche Aggressivität auch Guns N’Roses in ihrer Cover-Version zu nutzen wussten.
02. Duran Duran: „A View To A Kill“
Das Donnerhall-Schlagzeug, wie einer Collins/Padgham-Produktion entnommen, sowie die schlängelnde Bass-Linie übernahm die Band, die Stakkato-Streicher John Barry. Erstaunlicherweise der bis heute einzige Bond-Song, der tatsächlich so klingt, als sei der Agent in Gefahr.
01. Louis Armstrong: „We Have All The Time in The World“
Armstrongs letzte Gesangaufnahme fungierte nicht als Titelsong, sondern durchzog „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ als kontinuierliches Liebesmotiv. 007 heiratet ja, und dieses Lied zementiert Bonds neue Einstellung zum Leben: Nichts ist wichtiger als das Private.