Von wegen Kinderkram: Tokio Hotel provozieren mit Vagina-Artwork
Die einstige Teenie-Band Tokio Hotel ist zurück und hat nun der Öffentlichkeit das Cover für ihr Comeback-Album präsentiert. Es soll wohl nicht erst auf den zweiten Blick provozieren.
Okay, man ist das ja von einigen Teenie-Stars gewohnt: Nachdem das Interesse an der eigenen Plüschhaftigkeit entschwunden ist, hilft manchmal nur noch ein kräftiger Schwung mit der Sexkeule. Britney, Miley und Co. haben es vorgemacht. Das Prinzip ist gut erprobt und funktioniert. Für Bübchenbands sieht es vielleicht etwas anders aus. Ihr Zielpublikum sind nicht gaffende Altherrensurfer und pubertierende Mädchen, die sich mit der Imitation eines Twerk-Dance einen sexuellen Identitätsgewinn versprechen, sondern in erster Linie inzwischen wohl ebenfalls etwas erwachsener gewordene Mädchen, die wahrscheinlich längst zu ernsthafter Musik gewechselt sind. Oder auch nicht.
Wie kann eine Band wie Tokio Hotel, nach spektakulären Erfolgen, einem beispiellosen Mediengewitter, etlichen Jahren Pause und einem vermeintlich sinnstiftenden Amerika-Aufenthalt noch einmal zurück auf die große Bühne? Eben. Man schwingt die Sexkeule und versucht es in diesem Fall mit halbseidener Subtilität.
Die neue Single „Love Who Loves You Back“ wartet zwar noch mit einem Titel auf, den sich Plattenbosse auch für ihre frühen Sachen nicht besser hätten ausdenken können, überrascht aber zugleich mit einem Artwork, das auf den zweiten Moment ob seiner unverhohlenen Obszönität durchaus schockiert. Da ist anscheinend doch nicht nur eine Hand zu sehen, die über eine Computermaus fährt…Geht es den Jungs etwa um eine metareflexive Auseinandersetzung mit Internetpornographie, die nicht nur für ihre Generation allgegenwärtig ist?
Wohl eher nicht, wenn man sich das Video zu ihrer ersten Single „Girl Got A Gun“ anschaut. Da treibt ein überlebensgroßer blauer Plüschhase sein Unwesen und schießt mit seinem sehr sichtbaren, stolzen Gemächt Golfbälle durch die Gegend. Das ist auch eine quicklebendige Anspielung aufs Masturbieren, kommt aber ungleich alberner daher. Über die nicht wirklich aufregende, sondern eher gruselige Musik, die sich über die vom australischen Videoregisseur Kris Moyes (u.a. Clips für Sia, Hercules And Love Affair, Franz Ferdinand und Grizzly Bear) cartoonesk inszenierten Bilder legt, lässt sich allerdings kaum streiten.