Techtreff: der Music Hack Day (MHD) in Berlin
Zukunft jetzt! Das ist die Idee der Hack Days. Deren Musikversion kommt im Rahmen der Music Week zurück nach Berlin.
Was hat man sich nur vorzustellen unter einem Music Hack Day (MHD)? Ein wüstes Bühnen-Massaker mit Krachgitarren und Soundschnipseln? Ein neumodisches DJ-Set, wie es hyperaktive Jungspunde wie Skrillex aufführen? Gar eine Food-Performance? Letztlich ist es nichts von all dem.
„Hack“ kommt hier nicht vom Hackebeil, sondern aus der Technologie-Ecke. Stichwort Hacken – das bereits in den 50er-Jahren in seiner ureigentlichen Bedeutung am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geprägt worden ist. Der klassische Hacker ist demnach jemand, der mit Einfallsreichtum zu einem klugen, wahlweise: unkonventionellen Resultat kommt. Später rutschte der Begriff als „Computerhacker“ in den Dunstkreis der Datenvandalen, die aus anarchistischen oder auch kriminellen Motiven in fremde Netze eindringen. Und dort wie böse Kobolde herumspuken.
Von der Romantik des kreativen Untergrunds leben aber auch die weltweiten Hack Days, die seit Jahren mit verschiedenen Schwerpunkten stattfinden. Über die Urheberschaft wird zwischen San Francisco, Tel Aviv und London munter gestritten. Einer der ersten „Music Hacks“ fand im September 2009 im Berliner Kulturzentrum Radialsystem statt. An diese Tradition knüpfen nun im Rahmen der Berlin Music Week die Macher um Kurator Eric Eitel an. Er betreut die Programmstrecke „Interactive Music, Tech & Start-ups“ und somit ein Spannungsfeld, in dem sich rund 2.500 Fachbesucher tummeln. Das Oberthema 2014 lautet „Music Artists meet Techies“, darunter Firmen wie Soundcloud, The Echo Nest, rdio, DFKI, Amazon oder Raumfeld. Dazu gesellen sich Hack-Day-Urgestein Paul Lamere, Digital-Trend-Guru Andrea Leonelli oder der bastelaffine Produzent und DJ Henrik Schwarz. Die inhaltliche Klammer des Hacks ist diesmal das Wortspiel „Music Released“, das bewusst zwischen „Freisetzung“ und „Veröffentlichung“ changiert. Für die MHD-Veranstalter haben sich Popmusik und andere Inhalte längst von ihren physischen Trägern gelöst. Diese „Freisetzung“ kann man unterschiedlich bewerten, zumal Musik in Deutschland weiterhin zu knapp 70 Prozent über CD und Vinyl verkauft wird. Dennoch – und hier sind sich Kulturmenschen und Maschinenmenschen weitgehend einig – hat dieser Prozess die Szene nachhaltig verändert. Wobei es nicht bei Analysen und Debatten bleiben soll. Zentrales Element des Music Hacks ist eine Art Stammestreffen von rund 150 „Tekkies“, wie Kurator Eitel seine Entwickler-Meute liebevoll nennt, die am zweiten Hack-Tag unter Hochdruck neue Projekte entwerfen, programmieren oder sogar löten. Am Ende werden diese einer Fachjury präsentiert. Den Gewinnern winkt ein Trip zum Music Tech Summit in San Francisco. Nachdem sich Physik und Popkultur bei den „Pre-Workshops“ näher kennengelernt haben, geht’s in die Praxis – mit dem Ziel, in Speed-Dating-Manier das neue Shazam oder Spotify zu finden.
Music Hack Days, 5 -6. September, Postbahnhof und Axel Springer Plug and Play Accelarator, Berlin