Fußball-WM 2014, Tipp 2: Deutschland verliert gegen Brasilien mit 1-2
Brasilien hilft gegen starke Deutsche trotz allem der immens wichtige Heimvorteil. Zudem zeigt sich die Samba-Elf in diesem Turnier ausgerechnet gegen die Deutschen zum ersten Mal als echtes Team.
Die ROLLING STONE-Redaktion nimmt die Fußball-WM in Brasilien unter die Lupe – und tippt den Ausgang verschiedener Spiele. Marc Vetter gibt hier seine Einschätzung zum Halbfinal-Spiel Brasilien gegen Deutschland ab.
Brasilien: Deutschland 2-1
Viele Experten und Fußballanhänger haben ein Duell zwischen dem fußballverrückten Gastgeber und der deutschen Elf geradezu herbeigesehnt. Nun geht ihr Wunsch in Erfüllung. Zwar trifft man nicht im Finale aufeinander, aber auch das war nach den Gruppensiegen der beiden Mannschaften erwartbar gewesen. Im Grunde steht das Spiel unter völlig anderen Vorzeichen, als dass vor der WM vielleicht anzunehmen war. Die Selecao hat bisher in keinem einzigen Spiel ihren Samba-Fußball zelebrieren können. Stattdessen dominiert ein taktisch krauser Mix aus explosivem Angriffsfußball gepaart mit Zweikampfstärke und Robustheit. Die Defensive schwamm dabei in mehreren Spielen beträchtlich – und um ein Haar war es gegen Chile auch schon geschehen um die Elf von Luiz Felipe Scolari. Doch Mauricio Pinilla traf erst nur die Latte in der Nachspielzeit und verschoss dann noch einen Elfmeter.
Deutschland hat sich gegen die Equipe Tricolore in den Augen vieler Beobachter souverän durchgesetzt. Tatsächlich überzeugte die Defensive durch geschicktes Stellungsspiel, und Khedira wie Schweinsteiger konnten im defensiven Mittelfeld größtenteils einigen Schaden abwenden. Zudem hat sich der Bundestrainer mit der Rückstellung von Lahm in die Abwehr selbst einen Gefallen getan. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Jogis Elf gerade im sonst attraktiv umgesetzten Umschaltspiel seit den ersten Spielen schwer tut. Stattdessen wird das Tempo oft verschleppt, und in der Offensive finden sich nur wenige Anspielpositionen. Wahrscheinlich setzt Löw gegen Brasilien wieder auf einen falschen Neuner – das bringt im Spiel nach vorn etwas mehr Flexibilität.
Zwar ist Brasilien mit Neymar seiner kreativen Schlüsselfigur beraubt, und auch Abwehrchef Thiago Silva wird bitter vermisst werden, trotzdem ist der Heimvorteil auch in diesem Spiel entscheidend. Die Fans haben die Samba-Kicker bisher über alle Schwächephasen hinweggeholfen und werden das Team heute besonders anheizen. Wichtigstes Element im brasilianischen Spiel ist hauptsächlich die Körperlichkeit, mit der sie in die Zweikämpfe gehen. Das liegt den Deutschen nicht. Die Länderspiel-Bilanz spricht auch deutlich für Brasilien – obwohl Schweinsteiger, Müller und Co. das letzte Testspiel gewinnen konnten.
Zudem haben die Brasilianer mit Dante und Gustavo zwei Spieler in ihren Reihen, die vor allem den FC Bayern wie aus der Westentasche kennen. Sicherlich werden sie so den einen oder anderen Kniff bereits im Vorhinein weitergeben. Viel wird in diesem Spiel von kleinen brenzligen Momenten abhängen – und der Nachteil, dass zwei wichtige Spieler fehlen, treibt die Brasilianer ausgerechnet in diesem Match an, sich zum ersten Mal während des Turniers als echtes Team zu präsentieren. Fazit: Knappe Kiste, viel K(r)ampf und am Ende ein glücklicher Gastgeber.