Fußball-WM 2014, Tipp 2: Frankreich schlägt Deutschland 2-1
Frankreich ist eigentlich keine Nummer zu groß für die DFB-Elf, aber mindestens eine Nummer gewitzter und körperlich stärker. Leider ist für Jogis Jungs im Viertelfinale der WM Endstation.
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Die ROLLING STONE-Redaktion nimmt die Fußball-WM in Brasilien unter die Lupe – und tippt den Ausgang verschiedener Spiele. Marc Vetter gibt hier seine Einschätzung zum Viertelfinal-Spiel Deutschland gegen Frankreich ab.
Deutschland: Frankreich 1-2
Die erste Halbzeit gegen Algerien war eine der schlechtesten, die wir von Jogis Elf in den letzten Jahren gesehen haben. Nichts, aber auch gar nichts wollte zusammenlaufen, der Innenverteidiger-Abwehrverbund schwamm mehrmals so bedrohlich, dass ein frühzeitiger und wohl auch entscheidender Rückstand nur aufgrund der Abschlussschwäche der Nordafrikaner nicht zustande kam.
Das defensive Mittelfeld ließ jede ordnende Hand nach hinten wie vorn vermissen, und Götze, Özil, Müller und Kroos fiel es schon schwer, die Bälle überhaupt zum Mitspieler zu bringen, ohne nach ein bis zwei Stationen einen Fehlpass zu produzieren. Hilflos muteten die Flanken in den 16ern an, denn ein gelernter Stürmer stand nicht auf dem Platz. Auch wenn jetzt Fünf Mark ins Phrasenschwein gehören – Spiele gewinnt man im Kopf. Und irgendwie waren die Jungs blockiert.
Gegen Mannschaften wie Frankreich kann sich das bitter rächen. Eine Wiederholung des Algerien-Szenarios wird es nicht geben – schon deswegen nicht, weil Pogba, Benzema und Co. ihre Chancen gnadenlos nutzen werden. Didier Deschamps kann zwar mit der Leistung seines Teams gegen Nigeria nicht zufrieden sein, aber am Ende war die Equipe Tricolore nervenstark genug, um die Partie für sich zu entscheiden.
Sicher wird die masochistische deutsche Sportberichterstattung noch einmal an 1982 erinnern und das Brutalo-Foul von Toni Schumacher an dem Franzosen Battiston in den verschiedensten Zeitlupen zeigen. Tatsächlich haben sich die Deutschen damals mit hässlichem Spiel ins Finale gequält – und dort verloren. Bei dieser Weltmeisterschaft in Brasilien ist im Viertelfinale Endstation, weil Frankreich mit hässlichem Spiel und vielen unbequemen Zweikämpfen ins Spiel kommen wird.
Es fehlt dem DFB-Team auch an Sauhunden, die im Zweifelsfall mal eine Blutgrätsche oder ein verstecktes fieses Foul wagen. Das faire Verhalten ist aller Ehren wert. Nur haben halt andere Nationen jene harten Typen in ihren Reihen – unter anderem auch der aktuelle Gegner. Sehr wahrscheinlich wird in diesem Match Fitness und Wille über spielerische Mängel hinweg entscheidend sein. Zudem müssen die Deutschen hoffen, dass sie nicht allzu früh in Rückstand geraten, denn das Konterspiel liegt Frankreich ungemein.
Jogi Löw hat sich – trotz glänzender Ausrichtung seiner Schützlinge auf ein offensives, gestaltendes Hochgeschwindigkeitsspiel – nie in die Karten schauen lassen. Im entscheidenden EM-Halbfinale gegen Italien 2012 hat er Toni Kroos im defensiven Mittelfeld untergehen und Müller sowie den starken Reus völlig unnötig auf der Bank schmoren lassen, um mit einer spitzfindigen taktischen Ausrichtung gegen den Catenaccio-Fußball erfolgreich zu sein. Das ging auch schief, weil der Badener ein sturer Hund ist
Ein weiteres taktisches Eigentor wäre wohl eine weitere Startaufstellung ohne nominellen Stürmer und mit Lahm im defensiven Mittelfeld. Dies erneut erst während des Spiels (und bei Rückstand) zu korrigieren könnte zu spät sein. Leider.